„Paul Trendelenburg“ – Versionsunterschied

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Leben: der Anatom und Pharmakologe Becke über T. in Rostock
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== Leben ==
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Er war Sohn des Chirurgen [[Friedrich Trendelenburg]]. Zu seinen Brüdern gehörten der Physiologe [[Wilhelm Trendelenburg]], der Jurist [[Friedrich Trendelenburg (Jurist)|Friedrich Trendelenburg]], der Jurist [[Ernst Trendelenburg]] und der Physiker [[Ferdinand Trendelenburg]]. Paul besuchte bis 1902 die humanistische [[Thomasschule zu Leipzig]].<ref>Richard Sachse, Karl Ramshorn, Reinhart Herz: ''Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912''. B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1912, S. 107.</ref> Danach studierte er an den Universitäten [[Universität Leipzig|Leipzig]], [[Universität Grenoble|Grenoble]] und [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Freiburg]] Medizin. 1909 wurde er mit einer bei [[Walther Straub]] am Pharmakologischen Institut Freiburg angefertigten Dissertation ''Vergleichende Untersuchung über den Wirkungsmechanismus und die Wirkungsintensität glykositischer Herzgifte'' zum [[Dr. med.]] promoviert.<ref>Paul Trendelenburg:''Vergleichende Untersuchung über den Wirkungsmechanismus und die Wirkungsintensität glykositischer Herzgifte''. In: ''[[Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie]]'' 1909; 61: 256–273.</ref> 1912 habilitierte er sich, wieder bei Straub. Aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung nahm er nicht am Ersten Weltkrieg teil. Später war er Professor für Pharmakologie und Toxikologie an den Universitäten von [[Universität Dorpat|Tartu]] (1918), [[Universität Rostock|Rostock]] (von 1919 bis 1923), Freiburg im Breisgau (von 1923 bis 1927) und [[Humboldt-Universität zu Berlin|Berlin]] (ab 1927).<ref>Klaus Starke: ''Die Geschichte des Pharmakologischen Instituts der Universität Freiburg'', Seite 17–27. ([http://portal.uni-freiburg.de/pharmakologie/pics/geschichte.pdf PDF 1,52 MB])</ref> Ab 1926 war er Vorstandsmitglied der [[Deutsche Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie|Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft]]. Sein Sohn [[Ullrich Trendelenburg]] war ebenfalls Pharmakologe.
Er war Sohn des Chirurgen [[Friedrich Trendelenburg]]. Zu seinen Brüdern gehörten der Physiologe [[Wilhelm Trendelenburg]], der Jurist [[Friedrich Trendelenburg (Jurist)|Friedrich Trendelenburg]], der Jurist [[Ernst Trendelenburg]] und der Physiker [[Ferdinand Trendelenburg]]. Paul besuchte bis 1902 die humanistische [[Thomasschule zu Leipzig]].<ref>Richard Sachse, Karl Ramshorn, Reinhart Herz: ''Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912''. B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1912, S. 107.</ref> Danach studierte er an den Universitäten [[Universität Leipzig|Leipzig]], [[Universität Grenoble|Grenoble]] und [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Freiburg]] Medizin. 1909 wurde er mit einer bei [[Walther Straub]] am Pharmakologischen Institut Freiburg angefertigten Dissertation ''Vergleichende Untersuchung über den Wirkungsmechanismus und die Wirkungsintensität glykositischer Herzgifte'' zum [[Dr. med.]] promoviert.<ref>Paul Trendelenburg:''Vergleichende Untersuchung über den Wirkungsmechanismus und die Wirkungsintensität glykositischer Herzgifte''. In: ''[[Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie]]'' 1909; 61: 256–273.</ref> 1912 habilitierte er sich, wieder bei Straub. Aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung nahm er nicht am Ersten Weltkrieg teil. Später war er Professor für Pharmakologie und Toxikologie an den Universitäten von [[Universität Dorpat|Tartu]] (1918), [[Universität Rostock|Rostock]] (von 1919 bis 1923), Freiburg im Breisgau (von 1923 bis 1927) und [[Humboldt-Universität zu Berlin|Berlin]] (ab 1927).<ref>Klaus Starke: ''Die Geschichte des Pharmakologischen Instituts der Universität Freiburg'', Seite 17–27. ([http://portal.uni-freiburg.de/pharmakologie/pics/geschichte.pdf PDF 1,52 MB])</ref><ref>[[Thomas Beck (Anatom)|Thomas Beck]]: ''Das Rostocker Ordinariat für Pharmakologie unter Paul Trendelenburg 1919–1923.'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 25, 2006, S. 205–213.</ref> Ab 1926 war er Vorstandsmitglied der [[Deutsche Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie|Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft]]. Sein Sohn [[Ullrich Trendelenburg]] war ebenfalls Pharmakologe.


== Forschung und Lehre ==
== Forschung und Lehre ==

Version vom 16. Juli 2016, 07:01 Uhr

Paul Trendelenburg (* 24. März 1884 in Bonn; † 4. November 1931 in Berlin) war ein deutscher Arzt, Pharmakologe und Toxikologe.

Leben

Er war Sohn des Chirurgen Friedrich Trendelenburg. Zu seinen Brüdern gehörten der Physiologe Wilhelm Trendelenburg, der Jurist Friedrich Trendelenburg, der Jurist Ernst Trendelenburg und der Physiker Ferdinand Trendelenburg. Paul besuchte bis 1902 die humanistische Thomasschule zu Leipzig.[1] Danach studierte er an den Universitäten Leipzig, Grenoble und Freiburg Medizin. 1909 wurde er mit einer bei Walther Straub am Pharmakologischen Institut Freiburg angefertigten Dissertation Vergleichende Untersuchung über den Wirkungsmechanismus und die Wirkungsintensität glykositischer Herzgifte zum Dr. med. promoviert.[2] 1912 habilitierte er sich, wieder bei Straub. Aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung nahm er nicht am Ersten Weltkrieg teil. Später war er Professor für Pharmakologie und Toxikologie an den Universitäten von Tartu (1918), Rostock (von 1919 bis 1923), Freiburg im Breisgau (von 1923 bis 1927) und Berlin (ab 1927).[3][4] Ab 1926 war er Vorstandsmitglied der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft. Sein Sohn Ullrich Trendelenburg war ebenfalls Pharmakologe.

Forschung und Lehre

Trendelenburg arbeitete besonders auf den Gebieten des autonomen Nervensystems und der inneren Sekretion. Eine seiner folgenreichsten Entdeckungen war die Hemmung der Dünndarmperistaltik des Meerschweinchens durch Morphin.[5] Sie führte Hans Kosterlitz zu seiner Forschung über Opioide und schließlich (1975) zur Auffindung endogener Opioide.[6] Der 75-seitige Aufsatz aus dem Jahr 1917 im Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie wurde 2006 – ein seltenes Ereignis – in derselben Zeitschrift, ins Englische übersetzt, mit einem Kommentar[7] nachgedruckt.[8]

Trendelenburgs Lehrbuch Grundlagen der allgemeinen und speziellen Arzneiverordnung erschien in sieben Auflagen, die erste 1926, die dritte bis siebente posthum, herausgegeben von Otto Krayer und Manfred Kiese. Aus dem Vorwort spricht eine bis heute beherzigenswerte, gegenüber Pharmazeutischer Industrie wie Alternativmedizin kritische Haltung: „Seit die Arzneimitteldarstellung fast ganz dem Kapitalismus unterworfen ist, erschwert die Unsumme immer neu auftauchender Spezialitäten und die oft recht subjektiv gehaltene Form ihrer Empfehlung die Bildung eines sicheren Urteiles – um so mehr, als der mehr und mehr sich ausbreitende Nebel mystisch-spekulativer Betrachtungen über das Wesen der Arzneitherapie die durch die naturwissenschaftlichen Methoden der Erforschung der Arzneiwirkungen geschärfte Kritik zu trüben begonnen hat. Es war die Absicht des Verfassers, durch Auswahl der wichtigen Mittel und Zurücktretenlassen des Unwichtigen oder noch nicht genügend Erprobten dazu beizutragen, daß der werdende Arzt wieder in den Stand gesetzt wird, besser zu beurteilen, wann er mit seinem therapeutischen Handeln auf festem Boden steht.“[9]

Werke

  • Grundlagen der allgemeinen und speziellen Arzneiverordnung, Leipzig 1926.
  • Die Hormone, Berlin 1929.

Einzelnachweise

  1. Richard Sachse, Karl Ramshorn, Reinhart Herz: Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912. B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1912, S. 107.
  2. Paul Trendelenburg:Vergleichende Untersuchung über den Wirkungsmechanismus und die Wirkungsintensität glykositischer Herzgifte. In: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1909; 61: 256–273.
  3. Klaus Starke: Die Geschichte des Pharmakologischen Instituts der Universität Freiburg, Seite 17–27. (PDF 1,52 MB)
  4. Thomas Beck: Das Rostocker Ordinariat für Pharmakologie unter Paul Trendelenburg 1919–1923. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 25, 2006, S. 205–213.
  5. Paul Trendelenburg: Physiologische und pharmakologische Versuche über die Dünndarmperistaltik. In: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. 81. Jahrgang, 1917, S. 55–129, doi:10.1007/BF01862644.
  6. Hans W. Kosterlitz: The best laid schemes o’mice an’ men gang aft agley. In: Annual Review of Pharmacology and Toxicology 1979; 19:1-12.
  7. Wim J.E.P. Lammers, Anne Marijke Lammers-van den Berg, John F.B. Morrison und Georg A. Petroianu: Translating Trendelenburg; back to the future. In: Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology. 373. Jahrgang, 2006, S. 134–138, doi:10.1007/s00210-006-0051-8.
  8. Paul Trendelenburg: Physiological and pharmacological investigations of small intestinal peristalsis. In: Naunyn-Schmiedeberg’s Archives of Pharmacology. 373. Jahrgang, 2006, S. 101–133, doi:10.1007/s00210-006-0052-7.
  9. Paul Trendelenburg: Grundlagen der allgemeinen und speziellen Arzneiverordnung. Leipzig, Vogel 1926.