„Mehlspeise“ – Versionsunterschied

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== Begriffsgeschichte ==
== Begriffsgeschichte ==
Historisch waren Mehlspeisen sättigende, fleischlose<ref name="Haslinger">[[Ingrid Haslinger]]: ''Die Wiener Mehlspeisküche.'' In: Julia Danielczyk/Isabella Wasner-Peter (Hrsg.): ''„Heut' muß der Tisch sich völlig bieg'n“. Wiener Küche und ihre Kochbücher.'' Wien 2007, S.&nbsp;49–57.</ref> Hauptgerichte aus Mehl, aber auch anderen Getreideerzeugnissen<ref name="Gorys">[[Erhard Gorys]]: ''[[Das neue Küchenlexikon]]'', 7. Auflage, dtv, München 2001, S. 362. ISBN 3-423-36245-6</ref> oder anderen stärkehaltigen Lebensmitteln<ref name="Brockhaus">''Mehlspeisen'', [[Brockhaus]] Band 14, 20. Auflage, F. A. Brockhaus, Leipzig 2001, S. 435. ISBN 3-7653-3674-2</ref>. Sie entstanden durch die rigorosen [[Fastenzeit|Fastengebote]] der katholischen Kirche, da an rund 150 Tagen im Jahr Gläubige kein Fleisch essen durften und Fisch häufig sehr teuer war. Diese Tradition der meist herzhaften Mehlspeisen lässt sich im Österreichischen und Süddeutschen Raum bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen.<ref name="FMB">[[Franz Maier-Bruck]]: ''Vom Essen auf dem Lande'', Kremayer & Scheriau, Wien 1999, ISBN 3-218-00662-7, S. 603.</ref> Zu den Mehlspeisen zählten [[Schmarren]], [[Strudel (Gericht)|Strudel]], [[Schmalzgebäck]]e<ref name=FMB />, [[Nocken (Gericht)|Nocken]], [[Nudel (Lebensmittel)|Nudeln]]<ref name=JGK>[[Johann Georg Krünitz]]: ''[[Oeconomische Encyclopädie]],'' Artikel ''Mehlspeise.''</ref>, [[Brei]]e<ref name=Pierer>''Pierer's Universal-Lexikon'' von 1857, Artikel ''Mehlspeise.''</ref><ref name=JGK />, [[Pudding]]e<ref name=Pierer /> und [[Knödel]]<ref name="Haslinger" /> sowie die „Bouillie“ (eine Mehlspeise aus feinem Mehl, das mit Milch oder Rahm und Zucker in der Pfanne gebacken wird<ref>[[Heinrich August Pierer]]: ''[[Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit]].'' Band 3, Altenburg 1857, S. 139.</ref>).
Historisch waren Mehlspeisen sättigende, fleischlose<ref name="Haslinger">[[Ingrid Haslinger]]: ''Die Wiener Mehlspeisküche.'' In: Julia Danielczyk/Isabella Wasner-Peter (Hrsg.): ''„Heut' muß der Tisch sich völlig bieg'n“. Wiener Küche und ihre Kochbücher.'' Wien 2007, S.&nbsp;49–57.</ref> Hauptgerichte aus Mehl, aber auch anderen Getreideerzeugnissen<ref name="Gorys">[[Erhard Gorys]]: ''[[Das neue Küchenlexikon]]'', 7. Auflage, dtv, München 2001, S. 362. ISBN 3-423-36245-6</ref> oder anderen stärkehaltigen Lebensmitteln<ref name="Brockhaus">''Mehlspeisen'', [[Brockhaus]] Band 14, 20. Auflage, F. A. Brockhaus, Leipzig 2001, S. 435. ISBN 3-7653-3674-2</ref>. Sie entstanden durch die rigorosen [[Fastenzeit|Fastengebote]] der katholischen Kirche, da an rund 150 Tagen im Jahr Gläubige kein Fleisch essen durften und Fisch häufig sehr teuer war. Diese Tradition der meist herzhaften Mehlspeisen lässt sich im Österreichischen und Süddeutschen Raum bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen.<ref name="FMB">[[Franz Maier-Bruck]]: ''Vom Essen auf dem Lande'', Kremayer & Scheriau, Wien 1999, ISBN 3-218-00662-7, S. 603.</ref> 1798 definierte [[Johann Christoph Adelung]]s ''Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart'' eine Mehlspeise als „eine jede aus Mehl bereitete Speise“.<ref>{{Literatur |Autor=[[Johann Christoph Adelung]] |Titel=Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart |Auflage=2. |Verlag=[[Johann Gottlob Immanuel Breitkopf|Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und Compagnie]] |Ort=Leipzig |Datum=1793 |Kommentar=Wörterbucheintrag „Mehlspeise, die“ |Online=/proxy/http://www.zeno.org/Adelung-1793/A/Mehlspeise,+die |Abruf=2024-10-21 }}</ref>
Zu den Mehlspeisen zählten [[Schmarren]], [[Strudel (Gericht)|Strudel]], [[Schmalzgebäck]]e<ref name=FMB />, [[Nocken (Gericht)|Nocken]], [[Nudel (Lebensmittel)|Nudeln]]<ref name=JGK>[[Johann Georg Krünitz]]: ''[[Oeconomische Encyclopädie]],'' Artikel ''Mehlspeise.''</ref>, [[Brei]]e<ref name=Pierer>''Pierer's Universal-Lexikon'' von 1857, Artikel ''Mehlspeise.''</ref><ref name=JGK />, [[Pudding]]e<ref name=Pierer /> und [[Knödel]]<ref name="Haslinger" /> sowie die „Bouillie“ (eine Mehlspeise aus feinem Mehl, das mit Milch oder Rahm und Zucker in der Pfanne gebacken wird<ref>[[Heinrich August Pierer]]: ''[[Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit]].'' Band 3, Altenburg 1857, S. 139.</ref>).


== Heutiger Sprachgebrauch ==
== Heutiger Sprachgebrauch ==

Version vom 21. Oktober 2024, 13:42 Uhr

Wiener Apfelstrudel
Germknödel mit Vanillesauce
Salzburger Nockerln in Salzburg
Zwetschkenknödel mit Zimt und Zucker
Topfenstrudel
Buchteln in einer eckigen Backform

Mehlspeise ist ein Begriff der altbayrischen[1], pfälzischen[2] und der österreichischen Küche, bei dem es sich um einen Oberbegriff für diverse Süßspeisen, Gebäcke, Kuchen und Torten handelt, die als Haupt- oder Nachspeise serviert werden können.

Begriffsgeschichte

Historisch waren Mehlspeisen sättigende, fleischlose[3] Hauptgerichte aus Mehl, aber auch anderen Getreideerzeugnissen[4] oder anderen stärkehaltigen Lebensmitteln[5]. Sie entstanden durch die rigorosen Fastengebote der katholischen Kirche, da an rund 150 Tagen im Jahr Gläubige kein Fleisch essen durften und Fisch häufig sehr teuer war. Diese Tradition der meist herzhaften Mehlspeisen lässt sich im Österreichischen und Süddeutschen Raum bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen.[6] 1798 definierte Johann Christoph Adelungs Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart eine Mehlspeise als „eine jede aus Mehl bereitete Speise“.[7]

Zu den Mehlspeisen zählten Schmarren, Strudel, Schmalzgebäcke[6], Nocken, Nudeln[8], Breie[9][8], Puddinge[9] und Knödel[3] sowie die „Bouillie“ (eine Mehlspeise aus feinem Mehl, das mit Milch oder Rahm und Zucker in der Pfanne gebacken wird[10]).

Heutiger Sprachgebrauch

In Wien wurden um 1900 diese deftig-bäuerlichen Speisen nach dem Geschmack der Großstadt weiterentwickelt, und zunehmend luftiger und süßer.[6] Im Zuge dessen wanderten die Mehlspeisen an das Ende der Speisenfolge. Die Versüßung der Mehlspeise bedeutete damit die Erfindung der süßen Nachspeise, die zu der Zeit nicht üblich war.[11] Seither wird der Begriff für süße Nachspeisen, insbesondere, aber nicht ausschließlich, nach Art der Wiener Küche verwendet.[12] Dazu zählen etwa Buchteln, Palatschinken, Koche, Dalken, sowie süße Schmarren, Strudel, Knödel, Nockerl und Tascherl. Neben Mehl bestehen Mehlspeisen heute vor allem aus Grieß, Reis, Erdäpfeln[6] und Weißbrot als stärkehaltige Stoffe, sowie Eiern, Zucker, Milch, Butter, Früchten.[5] Allen Mehlspeisen ist gemein, dass sie durch Backen, Braten oder Kochen zubereitet werden.[4]

Literatur

Wiktionary: Mehlspeise – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Typisch bayrische Gerichte
  2. https://www.pfalz-info.com/mehlspeisen/
  3. a b Ingrid Haslinger: Die Wiener Mehlspeisküche. In: Julia Danielczyk/Isabella Wasner-Peter (Hrsg.): „Heut' muß der Tisch sich völlig bieg'n“. Wiener Küche und ihre Kochbücher. Wien 2007, S. 49–57.
  4. a b Erhard Gorys: Das neue Küchenlexikon, 7. Auflage, dtv, München 2001, S. 362. ISBN 3-423-36245-6
  5. a b Mehlspeisen, Brockhaus Band 14, 20. Auflage, F. A. Brockhaus, Leipzig 2001, S. 435. ISBN 3-7653-3674-2
  6. a b c d Franz Maier-Bruck: Vom Essen auf dem Lande, Kremayer & Scheriau, Wien 1999, ISBN 3-218-00662-7, S. 603.
  7. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. 2. Auflage. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und Compagnie, Leipzig 1793 (zeno.org [abgerufen am 21. Oktober 2024] Wörterbucheintrag „Mehlspeise, die“).
  8. a b Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie, Artikel Mehlspeise.
  9. a b Pierer's Universal-Lexikon von 1857, Artikel Mehlspeise.
  10. Heinrich August Pierer: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. Band 3, Altenburg 1857, S. 139.
  11. Heinz-Dieter Pohl: Mehlspeise. In: Derselbe: Die österreichische Küchensprache. Praesens Verlag, Wien 2007, S. 103. ISBN 978-3-7069-0452-0
  12. Vgl. Robert Habs/Leopold Rosner: Appetit-Lexikon. Badenweiler 1997 (EA Wien 1894), Artikel Mehlspeisen.