Grundnetzsender

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Grundnetzsender Biedenkopf/Sackpfeife

Ein Grundnetzsender ist in der Rundfunktechnik eine Sendeanlage, die ein größeres Gebiet mit einem Programm des Rundfunks auf terrestrischem Wege versorgt. Um dies zu erreichen, befinden sich Grundnetzsender oft an exponierten Standorten mit hohen Antennenträgern und strahlen die Programme mit meist hoher Sendeleistung in die Umgebung ab. Von den Grundnetzsendern nicht in ausreichendem Maße erreichte Gebiete (meist Täler) werden durch Füllsender versorgt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Programmversorgung in der Rundfunkhoheit der Alliierten den Rundfunkanstalten zugewiesen und diese übernahmen in Westdeutschland zuerst die bestehenden Standorte des Großdeutschen Rundfunks und der Deutschen Europa Sender; wie beispielsweise der WDR mit dem Sender Langenberg. Der Ausbau der UKW-Versorgung erforderte wegen der geringeren Reichweite weitere, neue Standorte.

Die später folgende Aufteilung geht auf das 1. Rundfunk-Urteil von 1961 zurück, das u. a. besagt, dass der Betrieb von Rundfunk-Sendeanlagen nicht Aufgabe der Länder, sondern des Bundes (und damit der Deutschen Bundespost) ist. Daher durften die ARD-Rundfunkstanstalten nach 1961 keine eigenen Rundfunksendeanlagen mehr errichten, sondern mussten Anlagen der Deutschen Bundespost nutzen, bereits bestehende durften sie jedoch behalten und weiternutzen. Ähnliches galt für die Sendeanlagen von Europe 1 und AFN, wobei hier auch die Alliierten Vorbehaltsrechte eine Rolle spielten.

Nach einigen Liberalisierungen im Telekommunikationsbereich ist diese Aufteilung inzwischen nur noch historisch bedingt.

Rundfunksendeanlagen befindet sich heute in der Regel im Besitz der jeweiligen ARD-Landesrundfunkanstalt,

  • wenn sich der Sendeturm in den alten Bundesl�ndern befindet und
  • wenn der Sendeturm vor 1961 erschlossen wurde und
  • (nur analoges Fernsehen:) wenn Das Erste von ihnen ausgestrahlt wird.

Entsprechend gilt: Rundfunksendeanlagen befinden sich in der Regel im Besitz der Deutschen Funkturm (Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom),

Seit der Liberalisierung des Rundfunksektors beschr�nkt sich der Bund innerhalb seiner Kompetenz nur noch auf die Aufsicht �ber den Rundfunkbetrieb (�ber die Bundesnetzagentur), w�hrend der Sendebetrieb inzwischen in private H�nde �bergegangen ist. Die Sendeanlagen der Deutschen Bundespost gingen an die Deutsche Telekom �ber, welche diese zun�chst in die Tochtergesellschaft T-Systems Media & Broadcast eingliederte und diese sp�ter verkaufte; die nun Telekom-unabh�ngige Firma firmiert heute als Media Broadcast.

Aufgrund der Liberalisierung ist es den ARD-Anstalten inzwischen wieder erlaubt, neue eigene Sendeanlagen zu errichten (z. B. Sender Spiesen oder Sender Waldenburg-Friedrichsberg) oder bestehende verst�rkt zu nutzen. Bei der Digitalisierung des terrestrischen Fernsehempfangs (DVB-T) seit 2002 wurden dem Bedarf entsprechend die Sendeanlagen der Media Broadcast und der ARD-Anstalten bunt gemischt verwendet.

Ab dem 1. Januar 2016 soll sich diese Situation nach Willen der Bundesnetzagentur �ndern, die dazu eine Regulierungsverf�gung[1] erlassen hat. Somit d�rfen praktisch erstmals auch unabh�ngige Unternehmen Sender errichten, betreiben oder solche der Media Broadcast mitnutzen.

Gesamtzahl 1995

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Per 1. Januar 1995 gab es f�r 21 unterschiedliche Programme (1. Programm, 2. Programm, acht 3. Programme, 11 kommerzielle Programme) die folgenden 9285 Fernseh-Grundnetzsender und Fernseh-F�llsender. Die Anzahl der Senderstandorte, beziehungsweise der Antennentr�ger ist wesentlich geringer, da von einem Standort mehrere Programme auf unterschiedlichen Frequenzen abgestrahlt werden k�nnen.[2]

VHF (Bereich I/III) UHF (Bereich IV/V)
Grundnetzsender F�llsender Grundnetzsender F�llsender
1. Programm 42 1386 49 1419
2. Programm - 2 101 2848
3. Programme - 3 118 3049
Private Programme 9 - 259 -
Summe 51 1391 527 7316

Verweis auf Standorte von Grundnetzsendern (Auswahl)

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Hier sind nur die Grundnetzsender angegeben. Weitere Senderstandorte beispielsweise der F�llsender und Umsetzer sind unter Liste bekannter Sendeanlagen aufgef�hrt. Dabei wird nicht unterschieden, wie die einzelnen Standorte mit Programmen versorgt werden, beispielsweise durch Breitbandkabel oder �ber Ballempfang.

16 Standorte (NDR-Bezeichnung, ggf. Ort/Gemeinde):

Sonstige Anlagen

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Grundnetz- und F�llsender f�r Rundfunk in �sterreich sind �berwiegend im Eigentum der �sterreichischen Rundfunksender (ORS). Die Sender f�r Privatradio sind entweder im Besitz der Privatsender oder der Telekom Austria. Die Fernmeldet�rme f�r Richtfunk (auch Richtfunkknoten genannt) sind im Besitz der Telekom Austria AG. Es gibt auch gemeindeeigene F�llsender, wenn die Einwohneranzahl an einer exponierten Lage f�r einen �ffentlichen Sender zu gering war.

Hauptsendeanlagen der ORS

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Name Interner Name Standort Sendeart
Sender Moosbrunn [3] MOOSBRUNN Moosbrunn KW
Sender Kahlenberg WIEN1 Kahlenberg UKW, DAB, DVB-T2
Sender Jauerling ST.PÖLTEN Jauerling UKW, DAB, DVB-T2
Sender Lichtenberg LINZ1 Lichtenberg UKW, DAB, DVB-T2
Sender Freinberg LINZ2 Freinberg UKW, DVB-T2
Sender Schöckl GRAZ1 Schöckl UKW, DAB, DVB-T2
Sender Gaisberg SALZBURG Gaisberg UKW, DAB, DVB-T2
Sender Patscherkofel INNSBRUCK1 Patscherkofel UKW, DAB, DVB-T2
Sender Pfänder BREGENZ1 Pfänder UKW, DAB, DVB-T2
Sender Dobratsch KLAGENFURT1 Dobratsch UKW, DAB, DVB-T2
Sender Himmelhof [4] WIEN2 Himmelhof UKW, DVB-T2

Am Sender Wien 1 befindet sich die Senderhauptkontrolle, die alle Sendeanlagen der ORS GmbH überwacht, steuert und versorgt. Der Sender Wien 1 selbst wird via Richtfunk vom Funkturm Wien-Arsenal versorgt. Die Uplink-Parabolspiegel für die DVB-S-Versorgung befinden sich beim ORF-Zentrum in Wien.

Einzelnachweise

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  1. Regulierungsverfügung für die Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen und UKW-Antennen(mit)benutzung. (Memento des Originals vom 23. Juli 2015 im Internet Archive; PDF)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundesnetzagentur.de Bundesnetzagentur.de
  2. Joachim-Felix Leonhard, Hans-Werner Ludwig, Dietrich Schwarze, Erich Strabner (Hrsg.): Medienwissenschaft: Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. Band 3. Walter de Gruyter, 2002, ISBN 3-11-016676-3, S. 2204; nach einer Veröffentlichung der Meß- und Empfangsstation Wittsmoor des NDR
  3. KW-Sendestation Moosbrunn bei Wien. Abgerufen am 29. August 2012.
  4. Rundfunksender in Österreich, Wien. Abgerufen am 29. August 2012.