Benutzer:Brutus2009/ArtikelWinckler

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Dr. med. Peter Winckler (geboren 1960 in Bozen, gestorben 20. März 2024 in Tübingen) war ein deutscher Psychiater mit dem Schwerpunkt Forensische Psychiatrie.

Peter Winckler studierte von 1981 bis 1987 Medizin an der Universität Tübingen. Als Sohn eines Medizinerehepaares verfolgte er zunächst die Absicht, seinem Vater in der Tätigkeit eines Landarztes im Odenwald zu folgen[1]. Im Studium gewann er zunehmendes Interesse an Psychiatrie und absolvierte eine Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsklinik Tübingen. Von 1992 bis 1999 hatte er eine Position als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Forensische Psychiatrie der Universitätsklinik Tübingen inne. In dieser Zeit begann er als forensisch-psychiatrischer Gutachter zu arbeiten. 2000 machte er sich selbstständig und konzentrierte sich auf forensische-psychiatrische Diagnostik. Bis zu seinem Tod erstellte er etwa 2300 forensisch-psychiatrische Gutachten,[2] sowohl zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit (Schuldunfähigkeit) von Angeklagten vor Gericht als auch zur Gefährlichkeits- bzw. Kriminalprognose von verurteilten Insassen im Strafvollzug und Maßregelvollzug.

Regionaler Schwerpunkt seiner forensisch-psychiatrischen Begutachtungspraxis war Südwestdeutschland, vor allem Baden-Württemberg. Dort avancierte er zu einem der renommiertesten und von Strafgerichten bei Tötungen und Sexualdelikten häufig nachgefragten psychiatrischen Gutachter in spektakulären Prozessen.

Bekannteste Fälle der Begutachtung

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Beim Vierfachmord von Eislingen erschossen zwei 18 und 19 Jahre alte Gymnasiasten am 9. April 2009 zunächst die beiden Schwestern des einen Täters in der Wohnung der Eltern und etwa drei Stunden später die Eltern, als diese ins Haus zurückkehrten. Das zuständige Landgericht in Ellwangen bestellte Winckler als psychiatrischen Gutachter. Er hielt beide Angeklagte für psychisch gesund und schuldfähig. Beim jüngeren Täter empfahl er eine Verurteilung nach dem milderen Jugendstrafrecht, für den ein Jahr älteren nicht. Das Gericht folgte seiner Empfehlung und verurteilte den jüngeren Täter zu der Höchststrafe von 10 Jahren, während der ältere die im Erwachsenenstrafrecht vorgesehene Lebenslange Freiheitsstrafe erhielt.[3]

Beim Sechsfachmord in Rot am See erschoss am 24. Januar 2020 der 26 Jahre alte Angeklagte seine Eltern und vier weitere Verwandte während einer Familienfeier. Winckler wurde erneut vom Landgericht Ellwangen als psychiatrischer Gutachter bestellt. Er diagnostizierte beim Täter ein wahnhafte Psychose, die zu einer verminderten Steuerungsfähigkeit zum Tatzeitpunkt führte und empfahl die Unterbringung in einer forensisch-psychiatrischer Einrichtung. Das Gericht folgte im Urteilsspruch dieser Empfehlung.[4]

Peter Winckler spielte in seiner Freizeit Saxophon in einer Jazz Bigband in Tübingen.[5] Er war ein gefragter Interviewpartner in verschiedenen True-Crime-Podcasts des Südwestrundfunk (SWR). Noch kurz vor seinem Tod wirkte er in mehreren Folgen des SWR-Podcasts "Sprechen wir über Mord" als Gesprächspartner des ARD-Journalisten Holger Schmidt und des Strafrechtsexperten Thomas Fischer mit.[6]

Homepage: https://www.winckler-forensik.de/

Einzelnachweise

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  1. Christine Bilger: Zum Tod des Psychiaters Peter Winckler. Der Experte für die ganz schlimmen Fälle. In: https://www.stuttgarter-zeitung.de/. Stuttgarter Zeitung, 25. März 2024, abgerufen am 8. September 2024 (deutsch).
  2. 1:1 – Wolfgang Heim im Gespräch mit Peter Winckler. Abgerufen am 8. September 2024 (deutsch).
  3. Vierfachmörder von Eislingen: Kaltblütig, habgierig, rätselhaft. In: Der Spiegel. 31. März 2010, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. September 2024]).
  4. Rot am See: Sechsfachmörder kommt in die Psychiatrie. In: Der Spiegel. 10. Juli 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. September 2024]).
  5. Wer wir sind. Abgerufen am 8. September 2024.
  6. S. W. R. Aktuell: Prominenter Gerichtspsychiater nach seinem Tod in Podcast zu hören. 25. April 2024, abgerufen am 8. September 2024.