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Rundling

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Grundriss des Rundlingsdorfes Köhlen im Wendland, 1830
Gebäude um den Dorfplatz im Rundling Lensian im Wendland, 1865
Gebäude um den Dorfplatz im Rundling Güstritz im Wendland, 2013

Ein Rundling (auch Runddorf, Rundlingsdorf) ist eine dörfliche Siedlungsform, in welcher in der Frühzeit des Landesausbaus zu deutschem Recht eine überwiegend slawische Bevölkerung von einem örtlichen Grundherrn in einem geplanten Vorgang angesiedelt oder neu zusammengefasst wurde, wobei die Höfe keil- oder sektorenförmig um einen runden oder ovalen Platz gruppiert sind, der bei der Anlage nur über einen Zugang verfügte.[1]

Die Verbreitung des Rundlings beschränkt sich auf einen Streifen zwischen Ostsee und Erzgebirge, der in einer mittelalterlichen Kontaktzone zwischen Deutschen und Slawen verläuft.[2] Innerhalb dieses Verbreitungsgebietes haben sich die Rundlinge im hannoverschen Wendland am besten erhalten.

Rundlinge liegen jeweils an einer erh�hten Stelle nahe einer Niederung mit einem Gew�sser. Die Zuwegung kommt von der erh�ht und trocken gelegenen Ackerflur, die Sackgasse besteht in Richtung der feuchten Niederung mit Wiesenfl�chen.

Vereinfachtes Beispiel eines Rundlings mit einer Zuwegung

Der Rundling zeichnet sich dadurch aus, dass die H�fe des Dorfes sich keil- oder sektorenf�rmig um einen runden oder ovalen Platz gruppieren, der bei der Anlage nur �ber eine Zuwegung verf�gte.

Bei der Geb�udeform gab es kein typisches Rundlingshaus. In Rundlingen k�nnen grunds�tzlich alle traditionellen d�rflichen Hausformen angetroffen werden. Vorherrschend ist jedoch das Hallenhaus in Giebelstellung.

Aufgrund der N�he zur Niederung findet sich innerhalb des Rundlings kein Dorfteich. Auch Kirchen oder Kapellen sind f�r die Zeit der Anlage am Dorfplatz nicht belegt. Diese wurden sp�ter vor dem Dorf errichtet.

Es gibt unter den gewachsenen und geplanten b�uerlichen Siedlungsgebilden der europ�ischen Landschaften keine andere Dorfform, die eine derartige bauliche Geschlossenheit bietet. Die Ausrichtung aller H�fe mit dem Giebel der Hauptgeb�ude zum Dorfplatz hin ist der baulich bestimmende Ausdruck dieser b�uerlichen Siedlungsweise und Dorfkultur.

Ein Rundling entstand aus zun�chst wenigen, hufeisen- oder halbkreisf�rmig angeordneten H�fen, die durch Teilung oder Zusiedlung weiterer Geh�fte schlie�lich eine radiale Form ausbildeten.[3] Dabei werden f�r die Gr�ndungsphase zwischen drei und zehn H�fen angenommen. Die anschlie�ende Bebauung der L�cken konnte sich �ber Jahrhunderte erstrecken. Mit dem fast vollst�ndigen Kreisschluss, so dass als einzige L�cke nur noch die Zuwegung verblieb, war die weitere Entwicklungsm�glichkeit innerhalb des Rundlings erloschen. Wurden in einem solchen Fall entlang des Zufahrtsweges weitere Geh�fte angelegt, entstand ein Sackgassendorf.

Entstehungszeit

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�ber die Entstehungszeit der meisten Rundlinge ist wenig bekannt. Die �ltesten Rundlinge finden sich namentlich bereits in Urkunden des 9. Jahrhunderts im Ilmenaugebiet des Landkreises Uelzen erw�hnt, also an der damaligen Westgrenze des slawischen Siedlungsgebietes. Im Wendland stammen die ersten Erw�hnungen aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Ob zu diesem Zeitpunkt bereits eine Rundlingsform ausgebildet war, ergibt sich aus den Urkundentexten nicht, ebenso wenig die genaue Siedlungsstelle. Gro�fl�chig erfolgt die erstmalige urkundliche Nennung von Rundlingen dann im 14. Jahrhundert, teilweise auch mit Hinweisen auf die Anlage in runder Form. Allgemein wird heute von einer Entstehung etwa ab dem Jahr 1150 ausgegangen.[4] Hauptargument f�r diese Datierung ist das v�llige Fehlen slawischer Scherbenfunde an den Standorten der Rundlinge. Die Rundlinge k�nnen also erst zu einem Zeitpunkt angelegt worden sein, als slawische Keramik nicht mehr benutzt wurde.[5] Das war fr�hestens ab dem Wendenkreuzzug der Fall.

Entstehungstheorien

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Die besondere Form der D�rfer hat seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu verschiedenen Thesen �ber deren Entstehung gef�hrt, deren wissenschaftliche Diskussion noch nicht abgeschlossen ist.[6]

Zun�chst herrschte die Auffassung vor, der Rundling sei eine Siedlungsform der germanischen Fr�hzeit. Das erwies sich als ebenso wenig stichhaltig wie die Annahme, es handele sich um eine genuin slawische Siedlungsform. Nicht belegbar war auch die Annahme, es handele sich um eine innovative Siedlungsform der fr�nkischen Staatskolonisation des 9. Jahrhunderts.[7] Aufgrund der Ergebnisse der Toponomastik, der Siedlungsforschung, der Arch�ologie und der Namensforschung besteht heute im Wesentlichen Einigkeit, dass der Rundling eine geplant angelegte Siedlungsform aus der Fr�hzeit des hochmittelalterlichen Landesausbaus ist. Weiter besteht Einigkeit, dass es sich bei den Bewohnern �berwiegend um Slawen gehandelt hat. Umstritten ist, ob diese sich autonom, etwa in Ansehung der von deutschen Siedlern ge�bten Wirtschaftsweise, oder erst auf Veranlassung lokaler Grundherren zu d�rflichen Gemeinschaften nach deutschem Recht zusammengeschlossen haben oder angesiedelt wurden. Die herrschende Meinung tendiert ganz klar zur letzteren Ansicht. Danach sind die Rundlinge unter s�chsischer Herrschaft von Polaben angelegt worden, die ihre Siedlungen in den benachbarten Niederungen von Elbe und Jeetzel aufgrund steigender Wasserst�nde verlassen mussten.[8] Demgegen�ber hat sich die Vermutung einer Zwangsansiedlung kriegsgefangener Slawen durch die s�chsischen Grafen nicht best�tigt.

G�nzlich ungekl�rt ist nach wie vor der Zweck einer Ansiedlung in Rundform. Weder der Wehr- oder Kultplatzgedanke noch die Einordnung als Viehkral konnten bislang belegt werden. Auch die Ansprache als Modeerscheinung wird verworfen, weil die Anlageform aufgrund ihrer Endlichkeit ineffektiv ist. Anhand der Grabungsergebnisse von Dessau-Mosigkau und der Siedlung am Machnower Krummen Fenn wurde deshalb immer wieder diskutiert, ob der Rundling nicht doch auf den formenm��igen Vorl�ufer[9] eines slawischen Rundweilers zur�ckzuf�hren ist und vom Grundherrn zugestanden wurde.

Im Ergebnis wird deshalb heute davon ausgegangen, dass der Rundling infolge seines fast durchg�ngig slawischen Ortsnamens, der slawischen Herkunft des Namens der �berwiegenden Zahl seiner Bewohner in den Namenslisten des 15. Jahrhunderts, des Fehlens slawischer Keramik aus Fundstellen in Rundlingen, der im Wendland noch bis ins 17. Jahrhundert gesprochenen polabischen Sprache und der Ausbildung einer auf Getreideproduktion ausgerichteten Flur um eine Siedlungsart handelt, die ab 1150 von �rtlichen Grundherren zur Intensivierung der f�r sie lukrativen Getreideproduktion durch Zusammenfassung der zuvor in den Niederungen siedelnden slawischen Bewohner entstanden ist.

Lageplan von Lensian mit einer den Rundling durchschneidenden Stra�e (nachtr�glich eingef�rbt), 1831

Die Entwicklung der Rundlinge nahm einen regional unterschiedlichen Verlauf. W�hrend beispielsweise in Schleswig-Holstein bereits ab dem 13. Jahrhundert unter dem Eindruck einer zweiten Siedlungswelle eine starke �berformung eintrat, wurden die Rundlinge im Wendland weiter verdichtet. Die Bev�lkerung der dortigen Rundlingsd�rfer wuchs in Abh�ngigkeit von Bodeng�te und Ertrag. Deshalb kam es in der fruchtbareren niederen Geest verh�ltnism��ig fr�h zu Nachsiedlungen und ehemals Halbrunde entwickelten sich zum Rundling, w�hrend sich in der hohen Geest mit leichten B�den die Halbrunden erhielten. Zu der Gruppe der ersten Siedler, der Vollhufner, kamen seit dem 14. Jahrhundert in den meisten D�rfern etwa einem Viertelhufner gleichgestellte Nachsiedler (Kossater) hinzu, deren Ansiedlung oft den Abschluss des Dorfplatzes in runder Form bewirkte. Die im 15. bis 17. Jahrhundert zu verfolgende Teilung der Vollhufen in Halb-, Drittel- und Viertelhufen f�hrte dazu, dass zahlreiche Hauptgeb�ude auf die Hofpl�tze zur�ckgenommen werden mussten. Auch hierdurch konnten aus kleinen Halbrunden noch Rundlinge entstehen. Ebenfalls zu einer weiteren Verdichtung trugen im 15. bis 17. Jahrhundert erneute Nachsiedlungen durch Kossater sowie Brinksitzer, An- und Abbauer bei.

Demgegen�ber f�hrten mittelalterliche W�stungs­prozesse auch im Wendland zur v�lligen Aufgabe von Rundlingen. Auch hatten zahlreiche Br�nde der weichgedeckten H�user meist verheerende Auswirkungen und f�hrten zur Ausd�nnung der engen Bebauung, in einigen F�llen auch zur teilweisen oder v�lligen Neuordnung der Siedlungsform.

In neuerer Zeit, aber auch schon in fr�heren Jahrhunderten, wurde der sackgassenartige Aufbau von Rundlingen durch den Stra�enbau gest�rt. Dies geschah vielfach nach Br�nden, wenn durch abgebrannte Geb�ude Raum f�r Stra�endurchbr�che war.

Verbreitungsgebiet

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Grundriss des Dorfes Wendezell 1754 auf einer Informationstafel am Wendezeller Ring

Das Verbreitungsgebiet des Rundlings erstreckte sich im Mittelalter von Ostholstein �ber den Kreis Herzogtum Lauenburg und Westmecklenburg entlang der �stlichen Teile der Landkreise L�neburg und Uelzen in den Landkreis L�chow-Dannenberg (=hann. Wendland); weiterhin im Landkreis Gifhorn, in der Altmark, im n�rdlichen Th�ringen bis nach Sachsen.

Heute finden sich gut erhaltene Rundlinge haupts�chlich im Hannoverschen Wendland und den angrenzenden Gebieten der benachbarten Landkreise.

Das westlichste Rundlingsdorf ist Wendezelle im Landkreis Peine.

Rundlinge im Wendland

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Der klassische Rundling im Wendland liegt abseits von gro�en Verkehrswegen ist urspr�nglich mit drei bis zehn keilf�rmigen Vollhofstellen sehr klein. Er hat �blicherweise nur einen einzigen Zugang. Die dicht nebeneinander stehenden niederdeutschen Hallenh�user gruppieren sich um einen runden oder ovalen Dorfplatz, wobei die Wirtschaftsgiebel alle diesem Platz zugewandt sind.

Der heutige Landkreis L�chow-Dannenberg ist ein nahezu geschlossenes Verbreitungsgebiet der Rundlinge, die fast alle slawischst�mmige Ortsnamen tragen. In diesem Gebiet hat sich die Art der Dorfanlage gut erhalten. Ursache daf�r ist zun�chst die naturr�umliche Abgrenzung dieses slawischen Siedlungsraumes, der vom s�chsischen Gebiet durch den nur schwer zu �berwindenden bewaldeten H�henzug des Drawehn und von den deutsch besiedelten Gebieten der Altmark durch die sumpfige Landgrabenniederung getrennt wurde.[10] Von eben so gro�er Bedeutung d�rfte zudem sein, dass das hannoversche Wendland nach dem 12. Jahrhundert von keinen weiteren Zuwanderungs- oder Umsiedlungwellen betroffen war, so dass die kleinteilige Struktur der Rundlinge nicht in andere, wirtschaftlichere Siedlungsformen umgewandelt werden musste.[11] Die heutige Bausubstanz der Rundlingsd�rfer, die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt, hat sich weitgehend erhalten, weil das Wendland seit dem Mittelalter immer eine strukturschwache Region abseits der gro�en Handelswege war.

Dorfplatz von Schreyahn

Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, dass im Wendland schon seit den ersten kolonisatorischen Vorg�ngen voll ausgebildete Rundlingsd�rfer vorkamen. Bei der Ordnung der slawischen Kleinsiedlungen durch die deutsche Grundherrschaft scheinen vielfach kleine halbrunde sackgassenartige Anlagen entstanden zu sein. In ihnen wurden Slawen an- und umgesiedelt, sp�ter auch deutsche Zuwanderer angesetzt. Im gesamten deutsch-slawischen Grenzstreifen entwickelten sich aus ihnen Rundlinge, wenn der Anteil der slawischen Bev�lkerung zur Zeit der deutschen Ostkolonisation gr��er war. Damit d�rfte es sich um eine Siedlungsform der westslawischen Bev�lkerung im heutigen �stlichen Niedersachsen handeln.

Erscheinungsbild

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Das heutige Erscheinungsbild der Rundlinge im Wendland ist nicht nur durch die Siedlungsform, sondern ebenfalls durch den Haustyp und seine Erhaltung gepr�gt. Die kulturhistorisch ansprechende, einmalig erhaltene Bausubstanz der heutigen Rundlinge entstand im Wesentlichen zwischen 1680 und 1890. Dies war die Zeit der gro�en Agrarreformen sowie der intensiven hausgewerblichen Leinwandherstellung. Nach dieser relativen wirtschaftlichen Bl�tezeit, in der sich ein verh�ltnism��ig wohlhabender Bauernstand entwickeln konnte, kam es nie wieder zu einer positiven Agrarkonjunktur im Wendland und das Ausbleiben neuer Bauphasen f�hrte zum Erhalt der traditionellen vorindustriellen Siedlungs- und Bauformen.

Auf alten Karten finden sich um 1800 noch knapp 200 Rundlingsd�rfer im Wendland. Heute ist diese Siedlungsform nur noch bei etwa 100 D�rfern im Wendland im Ortsbild ablesbar. Intakte und sehenswerte Rundlinge sind Bussau, Diahren, Loge, L�beln, Meuchefitz, Prie�eck, Satemin, Schreyahn und Thunpadel.

Engagement f�r die Erhaltung

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Rundlingsmuseum Wendlandhof in L�beln

Im Jahre 1969 gr�ndete sich der in Jameln ans�ssige Rundlingsverein mit dem Ziel der Erhaltung von Rundlingen im Hannoverschen Wendland.[12] Daraus ging das Rundlingsmuseum Wendlandhof in L�beln hervor. F�r sein Engagement wurde der Rundlingsverein im Jahre 2015 mit dem Europa-Nostra-Preis ausgezeichnet.[13]

Im Jahre 2014 ver�ffentlichte der Verein eine Bestandsaufnahme zu etwa 210 D�rfern mit einer Rundlingsgeschichte im Wendland.[14] Als intakte Rundlinge klassifizierte er die oben genannten neun D�rfer, die vier Prozent ausmachen, und hielt 96 Rundlinge f�r erhaltenswert.[15]

Bewerbung als Welterbest�tte

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Im Jahre 2012 nominierte das Bundesland Niedersachsen 15 pr�gnante Rundlingsd�rfer im Hannoverschen Wendland als Kulturlandschaft f�r die deutsche Tentativliste bei zuk�nftigen UNESCO-Welterbeantr�gen.[16] Die Kultusministerkonferenz lehnte 2014 die Kandidatur hingegen ab.[17]

Begr�ndet wurde die Bewerbung damit, dass die Rundlingsd�rfer eine Auswahl von pr�gnanten hochmittelalterlichen Kolonisationssiedlungen im Landkreis L�chow-Dannenberg darstellen. Ihre Einzigartigkeit dr�cke sich durch das Zusammenspiel eines pr�gnanten Ortsgrundrisses, einer gro�en Dichte an giebelständig auf den zentralen Platz ausgerichteten niederdeutschen Hallenhäusern sowie einer regional spezifischen Ausprägung dieses Haustyps aus. Erfolgsaussichten bei der Kandidatur erhoffte sich das Land Niedersachsen dadurch, dass die Bewerbung auf die unterrepräsentierten Kategorien der Kulturlandschaften und der bäuerlichen Architektur innerhalb des Welterbes abzielte,[18] ein Argument allerdings, das auch Initiatoren aus dem Alten Land und dem Artland zeitgleich in ihren Welterbe-Anträgen vortrugen. In allen drei Regionen soll die regionale Version des im größten Teil Niedersachsens verbreiteten Hallenhauses angemessen gewürdigt werden.

Nach der Ablehnung von 2014 stellte die Samtgemeinde Lüchow 2021 erneut einen Antrag bei der Niedersächsischen Landesregierung, mit dem sie sich wiederum um eine Aufnahme in die deutsche Tentativliste bewarb.[19] Noch 2021 nominierte das Bundesland Niedersachsen die Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland mit 19 Rundlingsdörfern in einem 27 km² großen Landschaftsraum im Niederen Drawehn. Der Antrag wurde nicht in die deutsche Tentativliste 2023 und auch nicht in der Kategorie „Künftige Nominierungen“ aufgenommen.[20]

Nachgeahmte Rundlinge

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Im Jahre 1939 entstand westlich des Dorfes Tramm als Scheindorf eine Kaserne mit Munitionsanstalt in Rundlingsbauweise, das in Neu Tramm benannt wurde. Es wurden sieben kreisförmig angeordnete Fachwerkhäuser errichtet, die aus der Luft gut sichtbar waren. Die Bauweise diente als Tarnung gegen eine Luftaufklärung. Weitere 74 militärische Gebäude befanden sich versteckt im Wald. Darin wurden ab 1944 V 1-Marschflugkörper montiert.

Eine weitere Anlage im Stil eines Rundlings ist das 1994 als Wellnesshotel errichtete Rundlingsdorf Sagasfeld bei Metzingen.

Rundlinge außerhalb des Wendlandes

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alphabetisch

Rundlinge in Brandenburg

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Die Runddörfer in Brandenburg östlich der Elbe sind stark überformt und haben überwiegend bereits die Form von Sackgassendörfern angenommen. Der Zugang zum Dorfinneren ist dann geformt wie die Spitze eines Dorfangers, so dass sich für das Dorf eine Tränenform ergibt. Die Häuser stehen fast immer traufständig. Häufig wurden Kirchen auf der Mitte des Platzes errichtet. Die Dörfer wurden oft erst im 14. Jahrhundert erwähnt, während der klassische Rundling in der Zeit von 1150 bis 1250 erbaut wurde. Sie weichen also in vier wesentlichen Kennzeichen vom klassischen Rundling ab. Die größte Gemeinsamkeit besteht in der Sackgassenform. Die meisten dieser rundlingartigen Sackgassendöfer befinden sich in der Prignitz, einer dem Wendland benachbarten Landschaft. Beispiele:

  • Buberow im Landkreis Oberhavel (ähnelt eher einem Sackgassendorf)
  • Heiligengrabe-Jabel und Heiligengrabe-Glienicke im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (beide ähneln eher einem Sackgassendorf)
  • Klein Woltersdorf in der Gemeinde Groß Pankow im Landkreis Prignitz (ähnelt eher einem Sackgassendorf)
  • Kuhblank im Landkreis Prignitz
  • Läsikow in der Gemeinde Wusterhausen/Dosse im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (ähnelt eher einem Sackgassendorf)
  • Neuendorf in Potsdam (stark überformt)
  • Paplitz im Landkreis Teltow-Fläming (stark überformt)
  • Putlitz-Porep im Landkreis Prignitz
  • Reesdorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark
  • Radeland im Landkreis Teltow-Fläming
  • Schöneiche im Landkreis Teltow-Fläming
  • Zehdenick-Wesendorf im Landkreis Oberhavel

Rundlinge in Mecklenburg-Vorpommern

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Engel berichtete im Jahre 1936, dass "nur im Südwesten Mecklenburgs, d. h. in dem Teil des Landes mit langer nachweisbarer slawischer Bevölkerung, wirklich echte Rundlinge zu finden sind" und benannte als solche die inzwischen stark überformten Dörfer Wöbbelin, Fahrbinde und Lehmkuhlen.[21] In Mecklenburg-Vorpommern finden sich heute keine Rundlinge mehr.

Rundlinge in Niedersachsen

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In Niedersachsen finden sich angrenzend an das Wendland mehr oder weniger stark überformte Rundlinge. Dieses sind im östlichen Landkreis Lüneburg Gifkendorf, Rosenthal (Bleckede), Walmsburg, Tosterglope, Ahndorf, Vindorf, Buendorf und Köstorf sowie im östlichen Landkreis Uelzen die Orte Bockholt, Groß Ellenberg, Katzien, Növenthien oder Kölau. Rundlinge sind weiter zu finden in den Wolfsburger Ortsteilen auf dem Vorsfelder Werder, wie Wendschott, Brackstedt, Rühen sowie in anderen Orten in der Nähe wie Barwedel und Velpke.

Rundlinge in Sachsen

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Dorfkern von Radebeul (links), Karten­ausschnitt aus sächsischer Äquidistanten­karte von 1893

In Sachsen gilt der slawische Rundling zur Unterscheidung zum länglichen Angerdorf fränkisch-sächsischer Besiedlung.

Rundlinge in Sachsen-Anhalt

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Rundlinge in Schleswig-Holstein

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In Schleswig-Holstein bestanden schon 1960 keine Rundlinge mehr.[23] Zu den nachgewiesenen Rundlingen des 13.–15. Jahrhunderts zählen beispielsweise Fitzen, Holstendorf[24], Lanze (Lauenburg) oder Talkau.[25] Am ehesten ist die Siedlungsstruktur noch in Kankelau zu erkennen.

Rundlinge in Thüringen

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In Thüringen gibt es zahlreiche Rundlinge zwischen der Ilm im Westen und der Weißen Elster im Osten sowie viele Dörfer zwischen Weimar und Jena.

Beispielhaft hierfür sind folgende Orte:

Rundlinge in weiteren Ländern

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Achtung! Die Abgrenzung von Rundling und Rundangerdorf ist verbesserungswürdig. Es besteht ein Widerspruch zur Einleitung: „Die Verbreitung des Rundlings beschränkt sich auf einen Streifen zwischen Ostsee und Erzgebirge …“

Rundlinge in Polen

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  • Brzeście in der Gemeinde Sławno (dt. Schlawe)
  • Wszedzień (dt. Scheddin) in der Gemeinde Postomino (dt. Pustamin)

Rundlinge in Tschechien

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Rundlingsdorf Byšičky in Lysá nad Labem, Tschechien

Rundlinge in Österreich

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Rundlinge in Slowenien

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  • Noršinci pri Ljutomeru (Urschendorf) – halbkreisförmiger Rundling
  • Babinci (Wagendorf) – halbkreisförmiger Rundling
  • Žepovci (Schöpfendorf)
  • Herbert Röhrig: Rettung von Rundlingen im Hannoverschen Wendland, mit der Beilage von Ernst Preising: Die Landschaft des Wendlandes und ihre Besonderheiten, aus: „Niedersachsen“. Zeitschrift für Heimat und Kultur. 1969, Heft 4, Lax, Hildesheim 1969.
  • Rundlinge und Slawen, Beiträge zur Rundlingsforschung, Hrsg.: Wolfgang Jürries, Lüchow 2004, ISBN 3-9806364-0-2.
  • Wolfgang Meibeyer: Rundlinge und andere Dörfer im Wendland. Weddel, 2005, ISBN 3-9810610-0-4.
  • Wolfgang Meibeyer: Rundlinge. Wendland-Lexikon, Band 2, Lüchow 2008, ISBN 978-3-926322-45-6, Seite 306–312.
  • Rundlinge im Hannoverschen Wendland vom Verein zur Erhaltung von Rundlingen im Hannoverschen Wendland e. V.
  • Die Rundlinge im Wendland vom Rundlingsverein – Verein zur Förderung des Wendlandhofes Lübeln und der Rundlinge e. V., 2014.
  • Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland. Der Weg zum Welterbeantrag. In der Reihe Arbeitshefte für Denkmalpflege in Niedersachsen 50, Hrsg.: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Michael Imhof Verlag, 2018.
Commons: Rundling – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Definition in Anlehnung an Matthias Hardt: Rundling. In: RGA, Band 25, Berlin/New York 2003, Seiten 493–495.
  2. Matthias Hardt, Hans K. Schulze: Altmark und Wendland als deutsch-slawische Kontaktzone. In: Hans K. Schulze (Hrsg.): Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. (Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts Band 5), Köln/Weimar/Wien 2006, Seite 90.
  3. Wolfgang Meibeyer, Rundlingsdörfer im hannoverschen Wendland und in anderen Gebieten in: Roderich Schmidt (Hrsg.): Wendland und Altmark in historischer und sprachwissenschaftlicher Sicht, Lüneburg 1992, Seite 66f. mit einer graphischen Darstellung der Entwicklung des Rundlings Belitz (Seite 71)
  4. Anneliese Krenzlin: Das Rundlingsproblem. Nachwort zur 2. Auflage von Anneliese Krenzlin: Die Kulturlandschaft des Hannoverschen Wendlandes. (Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Band 28), Stuttgart 1931 (1969, Seite 107); Wolfgang Meibeyer: Der Rundling - eine koloniale Siedlungsform des hohen Mittelalters. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Band 44 (1972), Seite 27 ff.; Matthias Hardt, Hans K. Schulze: Altmark und Wendland als deutsch-slawische Kontaktzone. In: Hans K. Schulze (Hrsg.): Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. (Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts Band 5), Köln/Weimar/Wien 2006, Seite 90 f.
  5. Matthias Hardt: Das „slawische Dorf“ und seine kolonisationszeitliche Umformung nach schriftlichen und historisch-geographischen Quellen. In: Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie 17, 1999, Seite 283 f.
  6. Überblick zum Diskussionsstand 2003 bei: Matthias Hardt: Rundling. In: RGA, Band 25, Berlin/New York 2003, Seite 494
  7. H.-J. Nitz: Grenzzonen als Innovationsräume der Siedlungsplanung - dargestellt am Beispiel der fränkisch-deutschen Nordostgrenze im 8.–11. Jahrhundert. In: Siedlungsforschun. Archäologie - Geschichte - Geographie 9, 1991, Seite 124.
  8. Matthias Hardt: Slawen. In: Michael Borgolte: Migrationen im Mittelalter. De Gruyter, Berlin/Boston 2014 S. 171–181, hier S. 179.
  9. Rundlinge und Slawen, Beiträge zur Rundlingsforschung: „Der slawische Rundweiler …als Vorläufer des…Rundlings der mittelalterlichen …Kolonisation“
  10. Matthias Hardt, Hans K. Schulze: Altmark und Wendland als deutsch-slawische Kontaktzone. In: Hans K. Schulze (Hrsg.): Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. (Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts Band 5), Köln/Weimar/Wien 2006, Seite 85
  11. Matthias Hardt: Das "slawische Dorf" und seine kolonisationszeitliche Umformung nach schriftlichen und historisch-geographischen Quellen. In: Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie 17, 1999, Seite 290 mit dem Hinweis auf eine vergleichbare Situation in der Jabelheide
  12. Zur Geschichte des Rundlingsvereins
  13. Rundlingstag am 12. September 2015 - Local Award Ceremony für den Rundlingsverein in Lübeln
  14. Rundlinge im Wendland. Endbericht des Projektes: Bestandsaufnahme aller Rundlinge in Lüchow-Dannenberg. Oktober 2012–April 2014 des Rundlingsvereins, (PDF; 664 kB)
  15. 96 Rundlinge sind erhaltungswürdig in Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 28. April 2014 (pdf)
  16. Pressemitteilung: „Altes Land“ und „Rundlingsdörfer des Hannoverschen Wendlandes“ werden für die deutsche Tentativliste gemeldet des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur vom 18. Juni 2012
  17. Rundlingsverein: Der Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe, abgerufen am 16. Dezember 2014
  18. Wer wird Welterbe? in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 18. Juni 2012 (Memento vom 14. April 2021 im Internet Archive)
  19. Welterbe, zweiter Versuch in Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 26. Mai 2021
  20. Welterbe werden: Tentativliste. Deutsche UNESCO-Kommission, 2023, abgerufen am 9. November 2023.
  21. Franz Engel: Archäologische Methoden in der mittelalterlichen Siedlungsforschung: neue Wege zur Erforschung der Ostkolonisation In: Mecklenburgische Jahrbücher, Band 100 (1936), S. 258 weblink
  22. Ortschaft Röhrsdorf mit ihren Ortsteilen@stadt-dohna.de (abgerufen am 24. August 2014)
  23. So für den Kreis Herzogtum Lauenburg ausdrücklich Wolfgang Prange: Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins. Bd. 41, ISSN 0173-0940). Wachholtz, Neumünster 1960 (zugleich: Kiel, Universität, Dissertation, 1958) S. 166
  24. Ehemals Wendisch Pogeez: Die slawischen Bauern wurden gegen Entschädigung ausgesiedelt und Holsteiner angesetzt
  25. Werner Budesheim: Rundlinge im Lauenburgischen? In: ders.(Hrsg.): Festschrift 20 Jahre Freie Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur. Beiträge für Wissenschaft und Kultur, Bd. 10, Wentorf bei Hamburg 2011.