Weinberg-Lauch

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Weinberg-Lauch

Weinberg-Lauch (Allium vineale)

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Unterfamilie: Lauchgewächse (Allioideae)
Tribus: Allieae
Gattung: Lauch (Allium)
Art: Weinberg-Lauch
Wissenschaftlicher Name
Allium vineale
L.

Der Weinberg-Lauch (Allium vineale) oder Weinbergslauch ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch (Allium).

Illustration aus Flora Batava, Volume 2
Gelblich-weiße Nebenzwiebeln
Bl�te ge�ffnet, die Staubbl�tter �berragen das Perigon.
St�ngel (unten) und r�hriges Laubblatt (oben) - Querschnitt
Perigonbl�tter mit Staubbl�ttern (Innenansicht): die inneren Perigonbl�tter sind am Grund verbreitert und weisen fadenf�rmige Zipfel auf.
Brutzwiebeln (Bulbillen)

Der Weinberg-Lauch w�chst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchsh�hen von 30 bis 50, selten bis zu 70 Zentimetern. Die bl�ulichgr�nen, kahlen, hohlen und vor allem zur Spitze hin r�hrigen Laubbl�tter sind fast stielrund und an der Oberseite engrinnig. Die Laubbl�tter umfassen mit der Scheide den St�ngel.

Die Bl�tezeit reicht von Juni bis August. Der dichte, kugelige, doldige Bl�tenstand bringt meist nur wenige rote, gr�nliche oder wei�e Bl�ten, daf�r aber viele Brutzwiebeln hervor. Die sechs Staubbl�tter sind etwas l�nger als die stumpfen Perigonbl�tter und besitzen zwei lange Z�hne und verl�ngern sich sp�ter bis auf die doppelte L�nge der Perigonbl�tter. Es kommen manchmal auch v�llig bl�tenlose Bl�tenst�nde vor, die nur mit Brutzwiebeln besetzt sind, diese bilden etwa 30 % der Population[1]. Die Ausbreitung erfolgt vor allem �ber diese Brutzwiebeln und Brutzwiebeln an den Knollen[1]. Dadurch ist die genetische Vielfalt dieser Art stark eingeschr�nkt[2].

Die Chromosomenzahl betr�gt 2n = 32 oder 40.[3]

Der Weinberg-Lauch ist von S�dost-, S�d- und Mitteleuropa bis ins s�dliche Skandinavien verbreitet.[4] Er findet sich an der Dnepr-M�ndung, auf der Krim und in Transkaukasien sowie in Syrien[5], im Iran und in Nordafrika[6]. In Deutschland ist er verbreitet bis zerstreut zu finden; er geht nur wenig �ber die Gebiete mit Weinbauklima hinaus und fehlt den h�heren Lagen der Alpen und im schottischen Hochland ganz.

In Gro�britannien und Irland gilt er als Neophyt.[7] In den USA, Australien und Neuseeland[8] wurde er eingeschleppt[9] und wird in den USA als invasive Pflanze mit gro�em Aufwand bek�mpft[10][11].

Der Weinberg-Lauch w�chst in Weinbergen, Wiesen[12] und Feldern, an Wegr�ndern, in Geb�schen und auf sonnigen H�geln. Am auff�lligsten ist er aber auf Streuobstwiesen, wo er im zeitigen Fr�hjahr wegen seiner vielen Tochterzwiebeln in ganzen B�scheln sichtbar wird, da er noch vor dem Gras austreibt. Er gedeiht auf Sandb�den am besten, wird in Osteuropa aber auch auf Lehmb�den gefunden[12]. In Skandinavien wird er ausschlie�lich an der K�ste gefunden[12]. Er ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Geranio-Allietum vinealis aus dem Verband Fumario-Euphorbion, kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnung Arrhenatheretalia oder des Verbands Alliarion vor.[3]

Der Weinberg-Lauch wurde fr�her auch als Allium sylvestre bezeichnet, ein Name, der ein Synonym f�r den Kohl-Lauch (Allium oleraceum) ist.[8]

Die Erstver�ffentlichung von Allium vineale erfolgte 1753 durch Carl von Linn�. Die fr�heren Subtaxa sind alle Synonyme. Synonyme f�r Allium vineale L. sind: Getuonis vinealis (L.) Raf., Porrum vineale (L.) Schur, Porrum capitatum P.Renault, Allium affine Boiss. & Heldr. nom. illeg., Allium arenarium Wahlenb., Allium assimile Hal�csy, Allium campestre Schleich. ex Steud. nom. inval., Allium canadense Schult. & Schult. f. nom. illeg., Allium compactum Thuill., Allium descendens W.D.J.Koch sensu auct., Allium laxiflorum Tausch, Allium littoreum Bertol., Allium nitens Sauz� & Maill., Allium purshii G.Don, Allium rilaense Panov, Allium rotundum Wimm. & Grab. nom. illeg., Allium sphaerocephalum Crome ex Schltdl., Allium subvineale Wendelbo, Allium margaritaceum var. bulbiferum Batt. & Trab., Allium vineale var. typicum Asch. & Graebn. nom. inval., Allium vineale var. compactum (Thuill.) Lej. & Courtois, Allium vineale var. compactum Boreau nom. illeg., Allium vineale var. kochii Lange, Allium vineale var. bulbiferum Syme, Allium vineale var. capsuliferum Syme, Allium vineale var. affine Regel, Allium vineale var. asperiflorum Regel, Allium vineale var. purshii (G.Don) Regel, Allium vineale var. descendens Nyman, Allium vineale subsp. kochii (Lange) Nyman, Allium vineale var. nitens (Sauzé & Maill.) Nyman, Allium vineale var. virens Boiss. nom. superfl., Allium vineale var. multiflorum Baguet, Allium vineale subsp. affine (Regel) K.Richt., Allium vineale subsp. asperiflorum (Regel) K.Richt., Allium vineale subsp. capsuliferum (Syme) K.Richt., Allium vineale subsp. compactum (Thuill.) K.Richt.[13]

Zum Teil auch nur regional gebräuchliche Bezeichnungen für den Weinberg-Lauch sind oder waren: wilder Briesslauch (Schlesien), Hundsknoblauch, Hundslauch (Schlesien), Hundsöllig (Eifel), Hundszwiebel, wilder Knoblauch, Rebenlauch, Weinbergzwiebel und Wildlauch.[14]

Die oberirdischen Brutzwiebeln schmecken nach Knoblauch und werden auf dem Balkan als Würze verwendet. Sie können auch der Milch von Nutztieren[15] und Getreideprodukten[16] einen Knoblauchgeschmack verleihen.

Kulturgeschichte

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Manche Autoren nehmen an, dass der Weinbergslauch bereits in der Odyssee erwähnt wird, als die Pflanze, mit der Kirke die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelte[6]. Die meisten Autoren gehen aber davon aus, dass hier Allium moly gemeint ist. John Gerard empfiehlt angeblich, die Blätter der Pflanze im Frühjahr mit Butter zu verspeisen, er meint aber vielleicht den Kohl-Lauch (Allium oleraceum). Sonst wird die Pflanze in den frühneuzeitlichen Kräuterbüchern nur selten erwähnt[6].

  • Karl Suessenguth: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Mit besonderer Berücksichtigung von Großdeutschland, der Schweiz und den Nachbargebieten. Zum Gebrauche in den Schulen und zum Selbstunterricht. Begründet von Gustav Hegi. 2., neubearbeitete Auflage. Band II: Monocotyledones, II. Teil. J. F. Lehmanns, München/Berlin 1939.
  • Bertram Münker: Wildblumen Mitteleuropas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10563-8.
  • Oleg Polunin, Pflanzen Europas (BLV Bestimmungsbuch), BLV 1971, ISBN 3-405-10929-9

Einzelnachweise

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  1. a b Ruth H. Richens: Allium vineale L. In: Journal of Ecology, Volume 34, Issue 1, 1947, S. 211. JSTOR:2256778
  2. Alf Ceplitis: The Importance of Sexual and Asexual Reproduction in the Recent Evolution of Allium vineale. In: Evolution, Volume 55, Issue 8, 2001, S. 1581–1591. JSTOR:2680376.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 128. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
  4. Ruth H. Richens: Allium vineale L. In: Journal of Ecology, Volume 34, Issue 1, 1947, Abb. 1 (Verbreitungskarte). JSTOR:2256778
  5. Ruth H. Richens: Allium vineale L. In: Journal of Ecology, Volume 34, Issue 1, 1947, S. 214. JSTOR:2256778
  6. a b c Michael S. Defelice: Wild Garlic, Allium vineale L.: Little to crow about. In: Weed Technology, 17, 4, 2003, S. 891. JSTOR:3989777
  7. Ruth H. Richens: Allium vineale L. In: Journal of Ecology, Volume 34, Issue 1, 1947, S. 209–226. JSTOR:2256778
  8. a b Michael S. Defelice: Wild Garlic, Allium vineale L.: Little to crow about. In: Weed Technology, 17, 4, 2003, S. 890. JSTOR:3989777
  9. Peter F. Zika: The First Record of Allium Vineale L. (Liliaceae) for Vermont. In: Rhodora 89/857, 1987, S. 93–94. doi:10.2307/23312364 (zurzeit nicht erreichbar), JSTOR:23312364
  10. Andrew Leys, Fred W. Slife: The Response of Wild Garlic (Allium vineale) to the Timing of Spray Applications of Chlorsulfuron. In: Weed Science, Volume 34. 5, 1968, S. 718–723. JSTOR:4044421
  11. John W. King, Robert E. Frans: Wild Garlic (Allium vineale) Control with Glyphosate. In: Weed Science, Volume 29, 6, 1981, S. 717–722. JSTOR:4043483
  12. a b c Ruth H. Richens: Allium vineale L. In: Journal of Ecology, Volume 34, Issue 1, 1947, S. 215. JSTOR:2256778
  13. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Allium vineale - Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 18. September 2015
  14. Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen, Verlag von Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 21.
  15. Ruth H. Richens: Allium vineale L. In: Journal of Ecology, Volume 34, Issue 1, 1947, S. 217. JSTOR:2256778
  16. Michael S. Defelice: Wild Garlic, Allium vineale L.: Little to crow about. In: Weed Technology, 17, 4, 2003, S. 894. JSTOR:3989777
Commons: Weinberg-Lauch (Allium vineale) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien