Formenbau

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Lego-Spritzgusswerkzeug, Unterseite
Lego-Spritzgusswerkzeug, Oberseite
Lego-Spritzgusswerkzeug, Detail Oberseite
Sand-Gussform plus Kerne für Metallguss als Beispiel für eine Verlorene Form

Formenbau ist der Oberbegriff zur Herstellung von Gussformen, welche zur Fertigung von Gussteilen sowohl aus Metall als auch aus Kunststoff benötigt werden.

Im nachfolgenden Artikel wird im Wesentlichen die Herstellung von Formen beschrieben, die zur Produktion von Kunststoffteilen verwendet werden. Der Gebrauch und die Herstellung von Formen zur Produktion von Metallteilen wird im Artikel Gießen (Metall) beschrieben.

Dauerform und Verlorene Form

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Dauerformen sind Formen, die zahlreiche Gussvorgänge überstehen, z. B. für Serienproduktion.

  • Für hohe Stückzahlen gibt es Dauerformen aus Stahl für Kunststoffguss oder Metalldruckguss. Andere Dauerformen bestehen etwa aus Schamotten im Metallguss, Beton im Beton- und Kunststeinguss, und anderes.
  • Für kleine Stückzahlen (Kleinserien) gibt es Formen aus Holz, Gips oder ähnlichen Material. Hiermit können z. B. glasfaserverstärkte Kunststoffteile oder Kunstgüsse hergestellt werden.

Verlorene Formen werden beim oder nach dem Guss zerstört

  • im Industrieguss aus Sand (mit Bindemitteln) nach einem Modell erstellt
  • eine Besonderheit ist das Wachsausschmelzverfahren (z.B für Kleinteile im Feinmaschinenbau, Medizintechnik oder für Schmuck)

Formbestandteile: Matrize, Kern, Kavität

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Metallformen können aus mehreren hundert Einzelteilen (Formbestandteilen) bestehen. Diese Einzelteile können geformte Teile oder eingekaufte Normteile und Normalien sein.

  • Eine Metallform besteht mindestens aus einer Matrize („Mutterform“), welche das Negativ der Außenform für das herzustellende Massenteil bildet.
  • Soll das Bauteil einen Hohlraum oder eine konkave Form erhalten, wird ein Kern als Innenform benötigt. Der Kern kann entfernt werden, wenn die Form offen ist und keine Hinterschneidungen die Entnahme behindern. Andernfalls verbleibt er im Material, wird chemisch oder durch Erhitzen aufgelöst oder mechanisch zerstört und dann entfernt. Wenn etwa ein Kern aus Styropor mit Ton als Gussmaterial verwendet wird, so gast der Kern beim Brennen aus, und es ist nur eine kleine Öffnung nötig, um das Gas entweichen zu lassen.

Zwischen Kern und Matrize verbleibt die Kavität als die auszufüllende Hohlform. Die Gesamtheit der Form ist das Model. Dieser Begriff ist nicht in allen Gusstechniken geläufig.

Bei Druck- und Pressformen spricht man auch von Patrize (Gegenform).

Die meisten Formaufbauten unterteilt man in Düsenseite und Auswerferseite. In beiden Hälften ist die negative Kontur des Gießlings als Hohlraum vorhanden. Die Gießmaschine fährt diese beiden Formhälften, nach dem Gießvorgang (Einspritzen) und erfolgter Erstarrung, auseinander. Das Formteil verbleibt in der Ausstosserseite und wird mit der separaten Auswerfervorrichtung ausgeworfen. Die Kontur des Formteils erlaubt keine Unterschneidungen in Öffnungsrichtung. Falls die Kontur dennoch Unterschneidungen haben muss, werden zusätzliche Schieber eingebaut, die vor dem Ausstoßvorgang zurückgefahren werden.

Teile einer typischen Form sind danach:

  • Aufspannplatte Düsenseite
  • Formplatte Düsenseite
  • Formplatte Auswerferseite
  • Distanzleisten für die Auswerferplatten
  • Auswerferplatten mit den Auswerfern
  • Aufspannplatte Auswerferseite
  • Anschlüsse für die Kühlbohrungen
  • Heißkanal- oder Kaltkanaldüse

Gegebenenfalls kommen noch Schieber und diverse Anbauteile, wie Typenschilder, Transportbügel, Zykluszähler etc. hinzu.

Handwerkliche Formen

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Historischer Guss in Steinform

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Eine der Gussformen von Palekastro aus der Zeit der minoischen Kultur

Der Guss in Stein ist eine historische Art Gegenstände aus Metall herzustellen. Schon vor Jahrtausenden entwickelten die Menschen darin eine beeindruckende Geschicklichkeit und waren in der Lage feinste Gegenstände zu produzieren.

Die Materialien für Steinformen waren überwiegend gut zu bearbeitende Steinarten wie Sand- oder Speckstein. Formen aus Granit sind äußerst selten zu finden.

Das Negativ wird durch Meißeln, Schaben oder Schnitzen in den Stein eingearbeitet. Das flüssige Metall wird in die Form gefüllt und erstarrt dort.

Beim Gießen in Steinformen existieren vier Arten:

  • Die erste ist der offene Herdguss. Hierbei verwendet man nur eine Formhälfte. Durch die offene Seite tritt eine starke Reaktion mit Sauerstoff ein, welche zu Bläschenbildungen auf dem Metall führt und dieses rau und porös werden lässt.
  • Eine zweite Variante ist der verdeckte Herdguss, wobei eine Formhälfte mit einer Blindhälfte zusammengelegt wird. Ein übermäßiges Oxidieren der Schmelze wird dadurch verhindert. Da eine Hälfte blind ist, sind Passlöcher, Schlösser und dgl. nicht notwendig. Handelt es sich um zwei Hälften mit Formnegativ, müssen diese in die Steine eingearbeitet werden, um ein Verschieben der beiden Formen zu verhindern. Diese Gussstücke erkennt man auch an den Gussnähten, die entlang der Formteilung entstehen.
  • Eine weitere Variante nennt sich Kernguss, welcher zum Anfertigen von Gegenständen mit Hohlräumen verwendet wird.
  • Die vierte und letzte Art ist der Überfang- bzw. Verbundguss. Dabei handelt es sich um einen zweiten Aufguss auf ein halbfertiges Fabrikat. Diese Technik wird auch zur Reparatur oder Ausbesserung defekter oder misslungener Stücke genutzt. Verbund- oder Überfangguss fand auch beim Wachsausschmelzverfahren Anwendung.

Formen für geringe Stückzahlen werden meist aus glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) hergestellt, seltener aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK). Solche Formen sind nach der Herstellung von etwa 10–200 Bauteilen verschlissen. Sinnvoll sind sie besonders zur Herstellung komplexer und großer Teile, zum Beispiel im Bootsbau. GFK-Formen werden meist per Hand angefertigt, indem d�nne Glasfasermatten um ein Urmodell (oft ein massiver Polystyrol-Kern) oder um ein Muster-Bauteil gelegt werden und h�rten. Dadurch entsteht eine sogenannte Negativform. Bei der Herstellung des Bauteils wird der zu formende Werkstoff auf der Innenseite der Form angebracht, was eine glatte Au�enfl�che bewirkt. Eine Positivform (auch Kern) hingegen ist ein Abbild des herzustellenden Bauteils; das zu formende Material wird wie oben beschrieben auf der Au�enseite aufgebracht, wodurch die innere Oberfl�che glatt wird. Die Herstellung der Form und der Bauteile ist nach dem gleichen Verfahren m�glich und unterscheidet sich in der Praxis oft nur geringf�gig.

Standardform

Stahlformenbau: Dauerformen aus Stahl

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F�r hohe St�ckzahlen werden Dauerformen aus Stahl eingesetzt, insbesondere zum Spritzguss von Kunststoffen sowie zum Druckguss und Metallpulverspritzguss von Metallen. Hier spricht man auch vom Stahlformenbau, der mit dem Werkzeugbau eng verwandt ist und h�ufig auch so bezeichnet wird. Stahlformen werden entsprechend auch als Werkzeuge bezeichnet.

Verschlei�festere Formen bestehen in der Regel aus geh�rtetem oder verg�tetem Werkzeugstahl oder aus Hartmetall. Die meistens sehr genauen Formkonturen werden mit Hilfe von verschiedenen Werkzeugmaschinen nach Konstruktionszeichnung und NC-Daten eingearbeitet, zum Teil auch mit der Hand. Das macht die Herstellung einer Form zwar teuer, aber f�r die Herstellung von Bauteilen in gro�en Mengen ist dies ab einer gewissen Losgr��e (Mindestst�ckzahl) kosteng�nstiger und schneller als die Teileherstellung ohne Formen (zum Beispiel mit CNC-Fr�sen).

Backenform

Als Grundlage f�r den Stahlformenbau dienen meist standardisierte Formaufbauten von Normalienherstellern. Je nach Anwendungsgebiet k�nnen die Formaufbauten in Gr��e und Ausf�hrung variieren.

Die Standardformen eignen sich f�r vielseitige Anwendungen im Formenbau. Die Aufbauten sind modular aufgebaut. Das hei�t, dass die Platten vom Werkzeugaufbau in St�rke und Material beliebig ausgew�hlt werden k�nnen.

Die Backenformen besitzt einen funktionsfertigen Schieber, der die gesamte L�nge abdeckt. Somit eignen sich diese Art des Formaufbaus f�r Bauteile mit gro�en Hinterschnitten.

Wechselform

Gerade bei der Herstellung von Prototypen und Kleinserien werden k�rzeste R�stzeiten beim Werkzeugwechsel gefordert. Bei den Wechselformen bleibt der Formaufbau auf der Maschine, wobei nur die Wechseleins�tze auf der D�sen- und Auswerferseite getauscht werden.

Bei der Verwendung einer Form wird ein unf�rmiges Material vom Werkzeug in die gew�nschte Form gebracht. Bei dem Material kann es sich beispielsweise um weiche Matten, ein Granulat oder eine Schmelze handeln. Das Material wird mit unterschiedlichen Verfahren in das Werkzeug (also die Form) eingebracht:

Diese Verarbeitungsverfahren k�nnen miteinander kombiniert werden. Auch k�nnen komplett unterschiedliche oder �hnliche Materialien in nacheinander folgenden Prozessen kombiniert verarbeitet werden.

Erstarrung des Werkstoffes

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Der in die Form eingebrachte Werkstoff muss erstarren, bevor er wieder entnommen wird. Je nach Beschaffenheit des Werkstoffes geschieht dies durch Erkalten oder mithilfe einer W�rmebehandlung. Auch das H�rten in einer Vakuumkammer (siehe Vakuumgie�en) ist m�glich.

Entformen bezeichnet das Herausl�sen des geh�rteten Materials aus der Form. Wie dies geschieht, h�ngt von zahlreichen Faktoren ab. Zum Teil werden komplizierte Mechanismen angewendet, um ein Teil aus dieser Form wieder herauszul�sen. Die kompliziertesten Mechanismen werden beim Spritzgie�en und beim Druckgie�en angewendet. Neben ganz gew�hnlichen Aussto�ern, Flachaussto�ern oder Abstreifern werden Schieber oder Schr�gaussto�er verwendet. Eine besondere Schwierigkeit ist das Entformen von dreidimensionalen Formen, die wegen ihrer Gestaltung kein einfaches Herausl�sen in eine Richtung erm�glichen; als Beispiel m�ge man sich eine Dreiviertelkugel vorstellen. Hier werden Gewinde- oder Zusammenfallkerne verwendet. In einigen F�llen kann der Kern einfach im Teil verbleiben. Die Entformungsvarianten k�nnen auch miteinander kombiniert werden.

Damit die verschiedenen Werkstoffe in der Massenfertigung verarbeitet werden k�nnen, m�ssen diese erw�rmt werden oder es entsteht bei der Verarbeitung W�rme. Beim Abk�hlen wird dabei das endg�ltige Werkst�ck etwas kleiner. Diese Verkleinerung nennt man Schwindung (Schwund). Die Schwindung h�ngt haupts�chlich vom verwendeten Material, aber auch vom angewendeten Verfahren, dessen Verarbeitung und weiteren Faktoren ab. Die Schwindung muss bei der Herstellung einer Form ber�cksichtigt werden. Das hei�t, dass eine Kontur (jedes Ma�) um einen bestimmten Prozentsatz vergr��ert werden muss. Dies wird in der Konstruktion ber�cksichtigt. Bei stark formunterschiedlichen und unsymmetrischen Konturen wird oftmals auch ein so genanntes Puschen der Kontur notwendig. Damit wird die Ma�haltigkeit bei unterschiedlicher L�ngs- und Querschwindung verbessert.

Oberfl�chenbeschaffenheit

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Ein Massenteil weist immer eine ganz bestimmte Oberfl�chenbeschaffenheit und Rauheit auf. Diese Oberfl�chenbeschaffenheit muss beim Herstellen einer Form ber�cksichtigt werden. Je nach Bed�rfnis des Endkunden wird die Oberfl�che einer Form poliert, nach einem bestimmten Muster strukturiert (z. B. �tzen, lasertexturieren oder sandstrahlen) oder im angewendeten Herstellungsverfahren der entsprechenden Werkzeugmaschine belassen.

Wichtige Funktionen in einer Form

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Die Form muss in der Regel auf eine auf Prozess und Material abgestimmte Temperatur gebracht werden. Bei der Verarbeitung von Thermoplasten muss die Form k�lter als die Schmelze sein, damit diese in der Form abk�hlt und erstarrt. Die K�hlung einer Form bestimmt hier wesentlich die Zykluszeit in der Produktion und damit die Kosten des herzustellenden Serienteiles. Je besser die K�hlung, desto k�rzer ist die Zykluszeit.

Bei Duroplasten und Elastomeren muss das Werkzeug w�rmer als die Formmasse sein, damit diese in der Form vernetzt.

Um eine Temperierung zu erreichen, werden meistens Bohrungen zum Teil in mehreren komplizierten Kreisl�ufen, m�glichst gleichm��ig und nahe an die Formpartie in das Werkzeug eingebracht. Ein fl�ssiges Medium (z. B. kaltes Wasser oder warmes �l) durchflie�t dieses w�hrend der Herstellung der Spritzgussteile. Die Schnittstelle wird meist �ber Schnell- oder Multikupplungen gel�st. Dabei sollte eine Unverwechselbarkeit der Vor- und R�ckl�ufe sowie eine dauerhafte und prozesssichere L�sung gew�hlt werden.

Mit einer Werkzeug-Temperierung kann folgendes beeinflusst werden:

  • Zykluszeit (und damit die Kosten des herzustellenden Spritzteiles)
  • Teileverzug oder Schwundverhalten (Qualit�t des herzustellenden Spritzteiles)
  • Oberfl�chenbeschaffenheit des Spritzteiles (z. B. Glanz oder matt beim Kunststoffspritzteil oder bei Al-Legierungen)
  • Qualit�t an der Stelle des Anspritzpunktes
  • Lebensdauer des Werkzeuges

Eine Sonderform sind Eins�tze zur konturnahen Temperierung mittels K�hlkan�len und einem K�hlmedium zur weiteren Verringerung der Zykluszeiten und zus�tzlichem Erh�hen der Bauteilqualit�t.

Spritzgegossener Modellbausatz, Angusskan�le und -stege blau, Anbindung rot markiert

Unter Anguss versteht man nach DIN 24450 den Teil des Spritzlings, der nicht zum Formteil geh�rt. Das Angusssystem der Form dient dazu, die vom Plastifizierzylinder kommende, aufgeschmolzene Formmasse aufzunehmen und in den Werkzeughohlraum zu leiten. Der Anguss, insbesondere seine Gestalt, seine Abmessung und seine Anbindung an den Spritzling beeinflusst den Werkzeugf�llvorgang und damit weitgehend auch die Qualit�t eines Spritzteils. Die Auslegung nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten (z. B. schnelles Einfrieren und kurze Zyklenzeiten) steht den Qualit�tsanforderungen in vielen F�llen, insbesondere bei technischen Teilen, entgegen.

Der Anguss bzw. das Angusssystem besteht in der Regel aus mehreren Segmenten. Dies wird besonders deutlich bei Mehrfachwerkzeugen. Das Angusssystem besteht aus:

  • dem Angusskegel, auch Angusszapfen oder Angussstange genannt, der die plastische Formmasse unmittelbar von der D�se, die den Plastifizierzylinder abschlie�t, �bernimmt und die auf die Werkzeugebene, auf der er im Allgemeinen senkrecht steht, f�hrt. Bei Einfachwerkzeugen bildet er vielfach allein das gesamte Angusssystem. Man spricht dann vom sogenannten Stangenanguss.
  • dem oder den Angusskan�len, auch Angussspinne oder Angussverteiler genannt, der den Angusskegel mit dem oder den Angussstegen verbindet. Seine wesentliche Aufgabe besteht also, insbesondere bei Mehrfachwerkzeugen, darin, die Schmelze zu verteilen, und zwar derart, dass Material gleichen Zustands (gleicher Druck und gleiche Temperatur) gleichzeitig die Werkzeughohlr�ume f�llt.
  • und dem Angusssteg, dessen Querschnitt am Eintritt in das Formnest Anschnitt genannt wird (DIN 24450). Gebr�uchlich ist daf�r auch die Bezeichnung Anbindung.

Meist ist das Angusssystem geh�rtet, um den Temperaturen, dem Druck und dem Abrieb (Verschlei�) widerstehen zu k�nnen. H�ufig wird es auch beschichtet, um bessere Flie�eigenschaften zu gew�hrleisten.

Das Material im Anguss erstarrt normalerweise mit dem Formteil und muss von diesem meist mechanisch entfernt werden. Es ist entweder Abfall oder wird recyclet. Weiterhin erh�ht sich das pro Gie�vorgang bereitzustellende Materialvolumen um das Angussvolumen, was einen erh�hten Bedarf an Maschinenkapazit�t nach sich zieht. Nach der Geometrie unterscheidet man zwischen:

  • Stangen- oder Kegelanguss: siehe oben
  • Band- oder Filmanguss: Hier wird �ber die ganze Breite des Formteils angegossen, um Spannungen und Verzug zu minimieren.
  • Schirmanguss: Bei rotationssymmetrischen wird meist �ber die gesamte Stirnfl�che angegossen, so dass ein ebenfalls rotationssymmetrischer, schirmartiger Anguss entsteht.
  • Ring- oder Scheibenanguss: Zylindrische Bauteile werden oft von innen her �ber einen scheibenf�rmigen Anguss bef�llt.

Folgende Angussarten werden selbst�ndig abgetrennt:

  • Abrei�-Punktanschnitt: Der Anguss wird so ausgestaltet, dass eine d�nne Sollbruchstelle am Anschnitt entsteht, die beim Entformen von selbst rei�t.
  • Tunnelanguss: Hier trennt eine Schneidkante beim �ffnen des Werkzeuges den Anguss vom Formteil ab.

Es ist auch ein angussfreies Gie�en m�glich. Dabei wird ein Erstarren des Materials im Anguss verhindert, so dass es in die Kavit�t gedr�ckt und f�r das n�chste Formteil verwendet werden kann. Bei Thermoplasten muss die Schmelze im Angusssystem dabei �ber der Werkzeugtemperatur gehalten werden, damit sie fl�ssig bleibt (Hei�kanalsystem). Bei Duroplasten und Elastomeren muss das Angusssystem eine niedrigere Temperatur als das Werkzeug aufweisen, um die Vernetzungsreaktion zu verlangsamen (Kaltkanalsystem). Durch Nadelverschlussd�sen im Anschnittbereich ist es m�glich, das Angusssystem w�hrend des Entformens zu verschlie�en, es gibt aber auch offene D�sensysteme.

Die Auswerfereinheit, oder auch das Auswerferpaket, dient der Entformung eines gespritzten oder gegossenen Teiles. Es besteht im Wesentlichen aus einer Auswerfergrundplatte und einer Auswerferhalteplatte sowie von der Teilekontur abh�ngigen Anzahl, in der Regel runden Auswerfern. Die, von der Halteplatte durch einen Bund festgehaltenen, Auswerferstifte werden via Aussto�bolzen, der mit der Grundplatte und der Hydraulik der Maschine verbunden ist, nach vorne geschoben, um das Teil aus der Form auszuwerfen respektive auszusto�en.

Bei komplexeren Formteilkonturen kann der Auswerferstift auch aufw�ndigere Funktionen wie Schr�gauswerfer, Konturauswerfer, H�lsenauswerfer oder Flachauswerfer beinhalten. Das Auswerferpaket ist in der Regel durch R�ckdruckbolzen gesichert, die das Paket beim Schlie�en des Werkzeugs, falls es nicht zur�ckgezogen wurde, mit Gewalt zur�ckdr�cken, um Fehlern im Programmablauf und damit einer Besch�digung der teuren Formpartien vorzubeugen. Es werden zus�tzlich noch Endschalter verwendet, die die Endlage des Pakets vor dem Schlie�vorgang pr�fen. Je nach eingespritzem bzw. gegossenem Teil werden verschiedene Materialien mit Beschichtungen und W�rmebehandlungen f�r die Auswerfer verwendet.

Schieber dienen dazu, Partien zu entformen, die nicht in normaler Entformungsrichtung entformt werden k�nnen. Das hei�t, dass das gespritzte oder gegossene Teil nicht durch das alleinige �ffnen der Form in der so genannten Trennebene entformt werden kann. Diese Partien nennt man Hinterschnitte.

Solche Hinterschnitte am Formteil k�nnen eine Form massiv verteuern, auch wenn diese nur sehr klein sind. Die Lage des Hinterschnittes, welche die Richtung der Entformung angibt, ist mitbestimmend f�r den Aufwand zur Herstellung eines Werkzeuges.

Schieber werden entweder mechanisch durch Schr�gzugbolzen w�hrend des �ffnens der Form oder hydraulisch betätigt, um das Spritzteil oder Gussteil bei den Hinterschnitten zu befreien.

Normalienhersteller bieten auch sogenannte funktionsfertige Backenformen an. Diese Art des Formaufbaus bietet den Vorteil, dass der Schieber die gesamte Formlänge abdeckt. Somit können komplexe Bauteile mit großen Hinterschnitten entformt werden.

Um eine Form in der Spritzgießmaschine zu befestigen, dient in der Regel beidseitig eine Aufspannplatte. Diese wird meistens mit Spannnuten versehen, die auf den entsprechenden Maschinentyp abgestimmt sind. Eine weitere Möglichkeit sind überstehende Aufspannplatten, die mittels Kraftspannern auf der Maschine gespannt werden.

Die heutige Fertigung verlangt immer schnellere Wechsel der Produkte und damit kleinere Serien, die hergestellt werden (Just-in-Time). Bei den damit verbundenen häufigen Wechseln der Form auf der Produktionsmaschine kann ein Schnellspannsystem sinnvoll sein. Dieses vereinfacht die Aufspannung und den schnellen Anschluss von Kühlung, Hydraulik oder Pneumatik.

Führung und Endzentrierung

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Die Führung dient dazu, die beiden Formhälften beim Schließvorgang gegeneinander zu zentrieren. Grundsätzlich werden in der Düsenseite die Führungssäulen und in der Auswerferseite die Führungsbuchsen eingebaut. Standardmäßig werden bei einem Formaufbau nicht 4 gleiche Führungselemente (Führungssäulen und -buchsen) verwendet, sondern 3 Stück vom größeren Durchmesser und 1 Stück vom kleineren Durchmesser. Dies hat sich im Formenbau seit Jahren bewährt, weil dadurch ein falscher Zusammenbau der beiden Werkzeughälften verhindert werden kann.

In der Trennebene werden zusätzlich Endzentrierungen angebracht, die garantieren, dass die beiden Werkzeughälften im geschlossenen Zustand exakt zueinander zentriert sind. Dies verhindert einen radialen Versatz der beiden Werkzeughälften. Dadurch werden unter anderem die Wandstärken der Spritzgießteile unterschiedlich stark. Dies nennt man auch Formversatz.

Eine Kombination aus Führung und Endzentrierung stellt die sogenannte Flachführung dar. Diese wird entweder horizontal oder vertikal in der Trennebene montiert.

Wärmeschutzplatten

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Um den Formaufbau thermisch von der Spritzgussmaschine zu isolieren, werden Wärmeschutzplatten zwischen Aufspann- oder Formplatte eingebracht. Dadurch lassen sich kürzere Zykluszeiten realisieren und es werden geringere Energiekosten erzielt.

Speziell im Bereich der Verarbeitung von Duroplasten und Elastomeren, bei denen nach erfolgtem Einspritzvorgang das Werkzeug erhitzt wird, werden auch gerippte Wärmeschutzplatten außerhalb der Formplatte angebracht. Auch hier ist das Ziel eine Verkürzung der Zykluszeit und die Einsparung von Energiekosten.

Die Mikrosystemtechnologie ist ein Markt mit einer der größten Wachstumsraten weltweit und hat inzwischen den Weg aus den Laboren in die Serienfertigung gefunden. Diese fortschreitende Miniaturisierung von Bauteilen stellt neue Herausforderungen an den Werkzeug- und Formenbau.

Das Fräsen nimmt in der Herstellung von Mikroformen und -werkzeugen eine Schlüsselposition ein. Im Vergleich zu anderen Verfahren, wie z. B. dem Schleifen, Erodieren, Lasern oder den Fertigungsverfahren aus der Halbleitertechnik weist es verschiedene Vorteile auf:

  • Bearbeitung von Werkzeugstählen
  • Hohe Geometriefreiheit
  • Nutzung vorhandener CAD/CAM-Infrastrukturen
  • Geringe Umweltbelastung durch Betriebsmittel
  • Relativ geringe Investitionen

Zusatzfunktionen

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Immer öfter werden vom Kunden Zusatzfunktionen erwartet, die nur indirekt mit dem eigentlichen Werkzeug (Form) in Verbindung stehen:

Zufuhr- oder Handlingssystem

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Zur Entnahme der gespritzten oder gegossenen Teile oder für die Zuführung von Einlegeteilen wird ein Handlingssystem benötigt. Es dient der Automatisierung in der Produktion, unter anderem auch für den Schichtbetrieb.

Entgratwerkzeug

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An der Trennung der beiden Formhälften entsteht unter Umständen ein Grat (Formtrenngrat). Dieser wird gegebenenfalls zusammen mit dem Angusssystem und dem angefallenen Überlauf per Stanzentgraten entfernt.

Die heutige Entwicklung von Produkten verlangt nach parallelem Arbeiten zwischen Kunde und Werkzeughersteller. Man nennt dies Simultaneous Engineering, welche die Entwicklungszeit für Produkte verkürzt. Ein Teil oder die gesamte Entwicklungsarbeit kann dabei auch durch den Formenbau ausgeführt werden.

  • Rainer Dangel: Spritzgießwerkzeuge für Einsteiger. 3. überarbeitete Auflage. Carl Hanser Verlag, München 2020, ISBN 978-3-446-46449-0, S. 350.
  • Rainer Dangel: Injection Molds for Beginners. 3. überarbeitete Auflage. Carl Hanser Verlag, München 2023, ISBN 978-1-56990-911-9, S. 330.
  • Harry Pruner: Spritzgießwerkzeuge kompakt. 1. Auflage. Carl Hanser Verlag, 2012, ISBN 978-3-446-42750-1.
  • Heinrich Krahn, Dieter Eh, Harald Vogel: Tausend Konstruktionsbeispiele für den Werkzeug- und Formenbau beim Spritzgiessen. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2008, ISBN 978-3-446-41243-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Peter Unger (Hrsg.): Gastrow – der Spritzgieß-Werkzeugbau in 130 Beispielen. 6. Auflage. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2007, ISBN 978-3-446-40389-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Thomas Munch, Dr B. Lantz: Konsequente Optimierung des Spritzgiessverfahrens. Ein SGP-Handbuch. 2009. ISBN 978-3-8370-7081-1

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