Langschwanzziesel

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Langschwanzziesel

Langschwanzziesel (Urocitellus undulatus)

Systematik
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus: Echte Erdhörnchen (Marmotini)
Gattung: Urocitellus
Art: Langschwanzziesel
Wissenschaftlicher Name
Urocitellus undulatus
(Pallas, 1778)

Der Langschwanzziesel (Urocitellus undulatus, Syn.: Spermophilus undulatus) ist eine Hörnchenart aus der Gattung Urocitellus. Er kommt im Norden Asiens im südlichen Sibirien, dem östlichen Kasachstan, der Mongolei und im Norden der Volksrepublik China vor.

Der Langschwanzziesel ist eine vergleichsweise große Art der Erdhörnchen und erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 21,0 bis 31,5 Zentimetern bei einem Gewicht von etwa 250 bis 580 Gramm. Der Schwanz wird 10 bis 14 Zentimeter lang und ist damit deutlich kürzer als der restliche Körper, jedoch im Vergleich mit anderen Zieseln mit mehr als einem Drittel der restlichen Körperlänge vergleichsweise lang. Der Hinterfuß wird 45 bis 50 Millimeter lang, die Ohrlänge beträgt 10 bis 11 Millimeter.[1] Die Rückenfarbe ist gelblich-braun bis ockerfarben mit weißen und grauen Flecken, teilweise mit rötlichen oder schwarz-braunen Zeichnungen durchsetzt. Die Körperseiten sind grau bis strohgelb oder gelb, die Bauchseite ist orange, rotbraun oder braun. Der Schwanz ist oberseits grauschwarz meliert und wird zur Spitze weiß. Sowohl die Körperseiten wie auch der Schwanz können weiße und hellgelbe Einwaschungen aufweisen. Der Kopf ist oberseits dunkler als die strohgelben Wangen und die helle Schnauze. Das Winterfell ist deutlich heller als das Sommerfell.[1][2]

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1 0 1 3
Zahnformel der Ziesel

Der Sch�del ist vergleichsweise gro� und hat eine Gesamtl�nge von 46 bis 56 Millimetern. Die Art besitzt wie alle Arten der Gattung im Oberkiefer pro H�lfte einen zu einem Nagezahn ausgebildeten Schneidezahn (Incisivus), dem eine Zahnl�cke (Diastema) folgt. Hierauf folgen zwei Pr�molare und drei Molare. Im Unterkiefer besitzen die Tiere dagegen nur einen Pr�molar. Insgesamt verf�gen die Tiere damit �ber ein Gebiss aus 22 Z�hnen.[3] Die Wurzeln der oberen zweiten und dritten Molaren sind sehr kr�ftig ausgebildet. Die Basis der Schneidez�hne am Zwischenkieferbein (Pr�maxillare) ist konkav geformt, die Nasenbeine sind am Ansatz zum Zwischenkieferbein ebenso breit wie im oberen Bereich.[1]

Der Langschwanzziesel kommt im s�dlichen Sibirien, dem �stlichen Kasachstan, der Mongolei und im Norden der Volksrepublik China vor.[4][2] In China tritt er nur im �u�ersten Nordwesten und Nordosten in Xinjiang mit dem Altai, dem Sajangebirge und dem Tian Shan im Westen und in der Provinz Heilongjiang im Osten auf.[1] In Russland ist die Art in der Transbaikalregion sowie in einer separaten Population in Sacha (Jakutien) anzutreffen.[2] In der Mongolei lebt die Art in den Bergregionen des Mongolischen Altai s�dlich bis zum Massiv des Aj Bogd, des Changai-Gebirges, um den Ch�wsg�l Nuur und im Chentii-Gebirge, zudem wurde sie in den n�rdlichen Gebieten des Ikh Nartiin Chuluu Nature Reserve in der �stlichen Gobi dokumentiert.[4]

Langschwanzziesel

Der Langschwanzziesel lebt vor allem in Halbw�sten- und Grassteppengebieten am Rande der W�ste Gobi sowie in alpinen Wiesen, Geb�schen sowie entlang von B�chen und Fl�ssen. Er ist tagaktiv, die Hauptaktivit�tszeit liegt allerdings am Morgen und Abend w�hrend der D�mmerung. Er lebt gesellig in Kolonien aus einem M�nnchen und mehreren Weibchen mit labyrinthartig gestalteten Bauen mit mehreren Eing�ngen. Die Eing�nge haben einen Durchmesser von 8 bis 13 Zentimetern und sind in der Regel im Umkreis von zwei Metern von bis zu 40 Zentimeter hohen Erdh�geln umgeben.[1] Die G�nge haben eine L�nge von bis zu 15 Metern und die Tiefe der G�nge und Baue betr�gt bis zu 3 Meter. Die Kolonie verteidigt ein Revier von durchschnittlich 0,16 ha und die M�nnchen markieren ihr Territorium mit Duftmarken.[2]

Der Langschwanzziesel ern�hrt sich als herbivore Art vor allem von Samen, Sprossen und gr�ner Vegetation, selten jedoch auch von Insekten. Die Kommunikation erfolgt �ber hohe Alarmrufe, die allerdings weniger schrill als die anderer Erdh�rnchen sind. Er �berwintert in einem Winterschlaf vom September (m�nnliche Tiere) oder Oktober bis M�rz oder April und legt vor dem Winter einen Vorrat an, den er mit seinen Backentaschen in den Bau transportiert.[1] Die M�nnchen erwachen etwa ein bis zwei Wochen vor den Weibchen.[2]

Die Fortpflanzung erfolgt einmal j�hrlich im Fr�hling. Die Paarungen erfolgen f�r alle geschlechtsreifen Tiere im Alter �ber einem Jahr direkt nach dem Erwachen der Weibchen.[2] Weibchen haben eine Tragzeit von etwa 30 Tagen und geb�ren einen Wurf von drei bis neun Jungtieren.[1] Die Jungtiere verlassen den Bau im Alter von vier bis f�nf Wochen zum ersten Mal.[2] Mehr als 90 % aller Weibchen pflanzen sich mehr als einmal fort.[2] Zu den Hauptpr�datoren geh�ren Katzen, F�chse, W�lfe und Greifv�gel.[2]

Der Langschwanzziesel wird als eigenst�ndige Art innerhalb der Gattung Urocitellus eingeordnet, die aus zw�lf Arten besteht.[5] Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von Peter Simon Pallas aus dem Jahr 1778, der die Art anhand von Individuen vom Selenga in Burjatien, Russland, beschrieb.[5] Die Gattung wurde lange als Teil der Ziesel und darin innerhalb der Untergattung Urocitellus eingeordnet, nach einer umfassenden molekularbiologischen Untersuchung[6] wird diese jedoch als eigenst�ndige Gattung gemeinsam mit mehreren weiteren Gattungen betrachtet.[7][2] Der als eigene Art eingestufte Arktische Ziesel (Urocitellus parryii) wurde zeitweise als Unterart des Langschwanzziesels gef�hrt.[5]

Innerhalb der Art werden gemeinsam mit der Nominatform sechs Unterarten unterschieden:[2]

  • Urocitellus undulatus undulatus: Nominatform; in der westlichen und s�dwestlichen Transbaikalregion.
  • Urocitellus undulatus eversmanni: Im Altai-Gebirge im Grenzbereich von Kasachstan, Russland, der Mongolei und China. Die Unterart ist verh�ltnism��ig klein und kr�ftiger gef�rbt, teilweise mit intensiven Rostrot- und Oranget�nen.
  • Urocitellus undulatus jacutensis: Im n�rdlichen Sibirien als isolierte Population. Die Unterart ist gro� und blass gef�rbt.
  • Urocitellus undulatus menzbieri: Im �stlichen Teil des Verbreitungsgebietes entlang des Amur von Russland bis in den Nordosten Chinas. Es handelt sich um die gr��te Unterart, sie ist vergleichsweise blass.
  • Urocitellus undulatus stramineus: Im S�dwesten des Verbreitungsgebietes in Kasachstan, der Mongolei und China. Die Unterart ist sehr blass und hell gef�rbt, die Bauchseite ist hell orange.
  • Urocitellus undulatus transbaikalicus: in der �stlichen Transbaikalregion in Russland. Die Unterart ist mittel- bis sehr gro�, der Kopf hat eine helle zimt-sandfarbene F�rbung.

In Wilson & Reeder 2005 wird als weitere Unterart U. u. altaica beschrieben, U. u. eversmanni befindet sich dagegen nicht in der Liste.[5]

Status, Bedrohung und Schutz

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Fell des Langschwanzziesels

Der Langschwanzziesel wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als nicht gefährdet (Least concern) eingeordnet.[4] Begründet wird dies mit dem vergleichsweise großen Verbreitungsgebiet und dem häufigen Vorkommen der Art, konkrete Bestandsgrößen sind allerdings nicht bekannt. Potenzielle bestandsgefährdende Faktoren für diese Art sind nicht bekannt.[4]

Langschwanzziesel wurden früher sehr zahlreich wegen ihrer Pelze bejagt, die Nutzung ging jedoch stark zurück.[2] Zwischen 1958 und 1960 wurden geschätzt zwischen 418.000 und 551.000 Tiere jährlich für die Pelzindustrie getötet.[4] In einigen Gebieten wird die Art als Schädling eingestuft.[2]

  1. a b c d e f g Robert S. Hoffmann, Andrew T. Smith: Long-Tailed Ground Squirrel. In: Andrew T. Smith, Yan Xie: A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, Princeton NJ 2008, ISBN 978-0-691-09984-2, S. 195–196.
  2. a b c d e f g h i j k l m Richard W. Thorington Jr., John L. Koprowski, Michael A. Steele: Squirrels of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2012, ISBN 978-1-4214-0469-1, S. 364–365.
  3. Robert S. Hoffmann, Andrew T. Smith: Spermophilus. In: Andrew T. Smith, Yan Xie: A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, Princeton NJ 2008, ISBN 978-0-691-09984-2, S. 193.
  4. a b c d e Urocitellus undulatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2015.1. Eingestellt von: S. Shar, D. Lkhagvasuren, 2008. Abgerufen am 10. Juni 2015.
  5. a b c d Spermophilus undulatus In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
  6. Matthew D. Herron, Todd A. Castoe, Christopher L. Parkinson: Sciurid phylogeny and the paraphyly of holarctic ground squirrels (Spermophilus). Molecular Phylogenetics and Evolution 31, 2004; S. 1015–1030. (Volltext (Memento des Originals vom 17. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.snakegenomics.org, PMID 15120398)
  7. Kristofer M. Helgen, F. Russell Cole, Lauren E. Helgen, Don E. Wilson: Generic Revision in the holarctic ground squirrels genus Spermophilus. Journal of Mammalogy 90 (2), 2009; S. 270–305. doi:10.1644/07-MAMM-A-309.1
Commons: Langschwanzziesel (Urocitellus undulatus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien