Pentelischer Marmor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grabrelief des Thraseas und der Euandria in der Antikensammlung Berlin

Pentelischer Marmor (altgriechisch Πεντελικὴ μάρμαρος Pentelikē marmaros, lateinisch marmor pentelicum, deutsch auch Pentelikon-Marmor) ist ein Bau- und Dekorationsgestein aus Griechenland und seit der Antike von erheblicher historischer Bedeutung. Das Gestein ist eine von mehreren wichtigen attischen Marmorarten.

Seinen Namen erhielt der Marmor von dem heute Pendeli genannten Bergmassiv Pentelikon, auf dem seine antiken Steinbrüche angelegt wurden. Das Kloster Pendeli, an der Stelle des antiken Demos Pentele, übertrug den ursprünglichen Namen. Die nachantike, alte Bezeichnung des Gebirges lautet Brilessos.

Das Pentelikon-Massiv mit den antiken Steinbrüchen, Blick von Nea Penteli

Der Abbau des pentelischen Marmors erfolgte an den Flanken des Pentelikon-Massivs am nordöstlichen Stadtrand von Athen. Die antiken Abbaustellen sind in großer Höhe an der Südwestseite des Berges zu finden und die meisten neuzeitlichen Steinbrüche liegen an seiner westlichen Flanke, östlich des Athener Stadtteiles Kifisia/Kephissia. Von Athen bzw. der Akropolis sind die Steinbrüche bei klarem Wetter gut erkennbar.

Zu den antiken Steinbrüchen führt ein alter Weg, auf dem die gewonnenen Blöcke durch Rutschen herabtransportiert wurden. Dieser alte Weg ist bis auf etwa 700 m �. M. zu verfolgen. Der h�chste antike Steinbruch liegt bei etwa 1.020 Meter �ber dem Meeresspiegel.

Entstehung, Eigenschaften, Mineralogie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der antiken Abbauzone (etwa 25 Steinbr�che) durchziehen feine Chlorit-Lagen den Marmor und markieren auf diese Weise die Schieferung im Gestein. Diese Kontaktzonen sind f�r die sp�tere Verwitterung besonders anf�llig und stellen an zahlreichen antiken Bauten ein spezifisches Problem f�r die Erhaltung dar. Aus diesem Grund werden stark verwitterte Bauteile mit neuen St�cken erg�nzt oder ersetzt.

Aus den neuzeitlichen Steinbr�chen kommt ein wei�er und hellgrauer feink�rniger Marmor. In der Lagerst�tte ist eine Schieferung erkennbar, die sich durch graue streifenf�rmige Einlagerungen auszeichnet. Die typische Korngr��e liegt zwischen 0,5 und 1 Millimeter, selten bis 2 Millimeter.

Nach Richard Lepsius sind im Marmor neben Calcit weitere Mineralien anzutreffen. Darunter f�llt das bereits erw�hnte Chlorit, ferner als akzessorische Bestandteile die Minerale Pyrit und Quarz. Die Farbe des Marmors aus seinen reinsten B�nken ist wei�. Die genannten mineralischen Einlagerungen erzeugen graue und leicht gr�nliche T�ne. Aus den neuzeitlichen Abbaustellen gewinnt man einen eher hellen Marmor mit leichten grauen bis graugr�nlichen Wolkungen. Durch atmosph�rische Einwirkungen erh�lt der Marmor nach l�ngerer Zeit eine goldockerfarbene Patina, die aus der Umwandlung des geringen Pyritgehaltes in Mineralien des Limonitkomplexes und H�matit entsteht.

Der heute im Abbau stehende Pentelikon-Marmor ist ein calcitischer feink�rniger Marmor. Seine Zusammensetzung ist von folgenden Mittelwerten gekennzeichnet (in Masse-Prozenten): CaO 54,80; MgO 1,55; SiO2 1,10; Fe2O3 0,14; Al2O3 0,20; K2O 0,09; Na2O 0,04; MnO 0,02 und Karbonatrest 43,05. Das bedeutet, dass zu 98 Prozent Calcit vertreten ist.

Die Marmorlagerst�tte ist von Phylliten und Kalkschiefern (Kalksteine mit starkem Richtungsgef�ge) begleitet. In den �bergangszonen sind deshalb im Marmor deutliche gr�ne bandf�rmige Einlagerungen enthalten.

Bereits in vorchristlicher Zeit gewann man auf dem Pentelikon-Berg betr�chtliche Mengen von Marmor. In der Zeit des Perikles (5. Jahrhundert v. Chr.) nahm der Marmorabbau in dieser Region zu. Vom griechischen Schriftsteller und Geographen Pausanias ist im 2. Jahrhundert eine Nennung des pentelischen Marmors �berliefert. Der pentelische Marmorabbau hielt in der Zeit des R�mischen Reichs an. Lepsius sch�tzte die abgebaute Menge auf etwa 400.000 Kubikmeter. Die Abbaufronten sind bis zu 30 Meter hoch und stehen teilweise im rechten Winkel zueinander. Das belegt die hochprofessionelle Technik der antiken Marmorgewinnung und erm�glichte bei fortschreitendem Abbau immer wieder rechtwinklige Rohbl�cke.

In der Regierungszeit von Andreas Papandreou, um das Jahr 1994, lagen die Br�che still, da ein Abbauverbot erlassen worden war. Heute verzichten die Steinbruchsbetreiber weitgehend auf den Einsatz von Sprengstoff und bedienen sich zum schonenden Abbau der Helikoidals�ge.

Verwendung und Gestaltung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachfolgend werden einige ausgew�hlte repr�sentative Anwendungsbeispiele f�r den Pentelikon-Marmor aufgef�hrt. Typische antike Anwendungen sind Skulpturen und Architekturteile. In der Neuzeit findet er f�r alle erdenklichen F�lle der Innen- und Au�engestaltung Verwendung. F�r den Export nimmt der Pentelikon-Marmor neben einigen anderen wei�en Marmoren Griechenlands eine exponierte nationale Rolle ein.

Antikes Athen

Modernes Athen

Sorten und konkurrierende Marmore

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zahlreiche Marmorsorten von der griechischen Halbinsel Attika und anderen mediterranen Abbaustellen k�nnen als konkurrierend angesehen werden. Besonders der hymettische Marmor, s�d�stlich von Athen gewonnen, tritt als unmittelbar alternatives Bau- und Dekorationsgestein auf, weil mit ihm durch seine graue F�rbung ein bewusster Kontrast in den Architekturanwendungen erzielt werden konnte.

Es war auch in der Antike nicht ungew�hnlich, an Bauten f�r verschiedene Architekturteile unterschiedliche Marmorsorten einzusetzen. Daf�r scheute man auch keine Transportdistanzen, besonders wenn der Seeweg sie g�nstig �berbr�cken konnte. Bedeutende griechische Marmore, die �hnliche Verwendung fanden, sind der Thassos-Marmor und der parische Marmor.

  • C. Colotouros: Marmor & Technologie, Bd. 2. Athen (o. J.)
  • A. Dworakowska: Quarries in Ancient Greece. in: Bibliotheca Antiqua 16, Polish Acad. Sciences, Warsaw 1975
  • Norman Herz: Stable isotope applications to problems of classical Greek and Roman marbles: provenance, authenticity and assembly of artifacts. in: Entretiens d’archéologie et d’histoire, Les marbres blancs de Pyrénées. Saint-Bertrand-de-Comminges 1995 ISBN 2-9502446-7-X
  • J. G. Krünitz: Oeconomische Encyclopädie oder allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirthschaft. Band 84. Berlin 1801
  • G. Richard Lepsius: Griechische Marmorstudien. 1890
  • R. Perrier: Marbres de l'Attique, des Cyclades et de Crète. in: Le Mausolée, Nr. 698, 700, 1994
  • Ludwig Friedrich Wolfram: Vollständiges Lehrbuch der gesammten Baukunst; Erster Band: Lehre von den natürlichen Baustoffen, Erste Abtheilung. Von den natürlichen Baustoffen. Stuttgart (Carl Hoffmann), Wien (Carl Gerold’sche Buchhandlung) 1833